Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Gleiche Begehren bei Regierungen, Kammern, Volksmassen. 157 
corps bis zur Entscheidung über die legitime Thronfolge 
durch den Bund. Am 25. sprach die erste Kammer einstimmig 
ihre Befriedigung über diese Absichten des Ministeriums aus. 
Am 26. folgte eine gleich einstimmige Erklärung der zweiten 
Darmstädter Kammer; der Minister Dalwigk verkündete am 27. 
seine Billigung dieser Wünsche, und im gleichen Sinn, 
wenn auch in etwas vorsichtigeren Wendungen, redete in der 
württemberger Kammer an demselben Tage der Minister von 
Hügel. Neben dem Allem ertönte ein unübersehbarer Chorus 
von Vereinen, Versammlungen, städtischen Magistraten und 
sonstigen Corporationen; der Ausschuß des Nationalvereins 
sandte dem Herzog Friedrich seine Huldigung; Resolutionen 
und Geldsammlungen rührten sich aller Orten; vielfach war 
von der Bildung bewaffneter Freischaaren zum Schutze Schleswig- 
Holsteins die Rede. Endlich also war von der Brust des 
gewaltigen Deutschland der Alp genommen, welcher ihm über 
ein Jahrzehnt den Athem versetzt hatte; die so lange an- 
gesammelte Masse des nationalen Grimmes machte sich in 
überschäumendem Ausbruche Luft; welcher fremde Gegner 
würde es wagen, sich dieser einmüthigen Begeisterung in 
den Weg zu stellen? Denn hier standen, wie alle Gaue, 
so auch alle Parteien des großen Vaterlandes zusammen, 
Fürsten und Unterthanen, Conservative und Liberale, Demo- 
kraten und Legitimisten. So stürmisch die Bewegung auftrat, 
so wenig war sie mit dem Gedanken materieller Revolution 
inficirt, aus dem einfachen Grunde, weil sie überzeugt war, 
jeden in Deutschland selbst hervortretenden Zweifel oder Wider- 
spruch durch ihre moralische Wucht sehr bald mit sich fortzu- 
reißen. Diekleinen Gruppen der äußersten Linken, ausgesprochene 
Republikaner oder Socialdemokraten, standen verdrießlich ab-
	        
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