Annahme der preußischen Vorschläge in Wien. 175
erhalten, und wie sollte der arme Christian einen Staats-
streich leisten?
Die beiden deutschen Höfe waren also einig über einst-
weiliges Festhalten am Londoner Protokoll, und folglich über
die bedingte Zulassung des dänischen Bundestagsgesandten, so-
wie über die schleunige Vornahme der Bundesexecution gegen
Christian IX. als Herzog von Holstein. Kaiser Franz Joseph
sprach dem preusiischen Gesandten ebenso lebhaft seine hohe
Befriedigung über das gewonnene Einverständniß, wie seinen
Unwillen über das unerlaubte Verfahren und die maaßlose
Haltung der sonst so correcten deutschen Kleinstaaten aus.
Ein eben in Wien anlangender Agent Augustenburg's empfing
sofort die bestimmte Andeutung, daß seine Sendung erfolglos
sein würde.
In der Bundestagssitzung am 28. November, wo die
Zulassung des dänischen Gesandten zur Verhandlung stand,
stimmten denn die beiden Großmächte in dem oben an-
gegebenen Sinne. Ihre Stellung zur Sache sei durch das
Londoner Protokoll und dessen von Dänemark angenommene
Vorbedingungen gegeben. Sie seien an ihrem Theile zur
Ausführung des Vertrags bereit, wenn Dänemark jene Vor-
bedingungen erfülle. Der Gesandte Christian's IX. sei jedes-
falls für Lauenburg zuzulassen, für Holstein aber nur dann,
wenn der König die Zusagen von 1852 verwirkliche. Dagegen
beantragte Sachsen die Nichtzulassung des Gesandten und die
Besetzung Holsteins durch ein verstärktes Bundescorps, bis
der Bund den rechtmäßigen Erben anerkannt habe; Darm-
ftadt aber schlug vermittelnd vor, die zum Zwecke der Exe-
cution in Aussicht genommenen Maaßregeln jetzt zum Schutze
aller Rechte und Interessen rasch in Vollzug zu setzen. Nach