Opposition im Bundestag. 177
sie in der That nicht die völlige Trennung der Herzog-
thümer von Dänemark beabsichtigten, dies offen aussprechen,
damit der Bund dann beschlösse, daß zur Zeit gar nichts
geschehe: denn wenn es unter solchen Umständen zu irgend
welchen militärischen Maaßregeln gegen Dänemark käme,
könnte das Ende nur ein ebenso kläglicher Mißerfolg wie
1850 sein; Dänemark würde die begehrten Concessionen zu-
sagen, damit die Wiederauslieferung Holsteins erzwingen, und
dann nach kurzer Frist das treulose Spiel der Vergewaltigung
auf's Neue beginnen. Nicht anders redete der badische Mi-
nister Roggenbach: eine Bundesexecution in Holstein gegen
den König Christian, der kein Recht auf den Besitz von Hol-
stein hat, ist unmöglich; Deutschlands Pflicht gegen die
Herzogthümer ist die Occupation derselben für den berechtigten
Erben.
Gegen all dies Stürmen und Drängen hatte Bismarck,
der sich der militärischen Actionsfreiheit Preußens auf alle
Fälle sicher fühlte, wenig einzuwenden. Es konnte im Ein-
zelnen unbequem sein, im Ganzen diente es ihm, Osterreich
an seiner Seite festzuhalten, die eigene Mäßigung bei den
fremden Mächten in das günstigste Licht zu stellen, und zu-
gleich Europa aufmerksam zu machen, daß mit der heißen
Aufregung von 45 Millionen immer gerechnet werden müßte.
Eine solche Hindeutung war nicht bloß bei Napoleon, sondern
auch für England von Belang, wo das Auftreten Augusten-
burg's eine große Entrüstung unter allen Parteien hervor-
gerufen hatte. Während Lord John Russell noch einiger
Maaßen glimpflich, immer aber sehr ernst und warnend zu
reden fortfuhr, überboten sich Sir Andrew Buchanan in
Berlin und Sir Arthur Paget in Kopenhagen mit drohenden
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. III.