Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Spannung zwischen Frankreich und England. 183 
persönlichen Feind bezeichnete, prophezeite Osterreich Drang- 
sale aller Art durch Krieg und Revolution, und erneuerte 
dem preußischen Gesandten seine Anerbietungen der vertrau- 
testen Freundschaft. Als in diesen Tagen der Erbprinz von 
Augustenburg den in seiner Lage doppelt unbesonnenen Schritt 
that, in einem demüthigen Schreiben den Kaiser um franzö- 
sische Unterstützung zu bitten, antwortete Napoleon in unbe- 
stimmten Phrasen, in welchen er sich durch das Londoner 
Protokoll gebunden und somit an jeder Begünstigung Augusten- 
burg's verhindert erklärte, daneben aber die nationalen Be- 
strebungen des deutschen Volkes als berechtigt anerkannte. 
Zugleich sandte er, um sich an England zu rächen, an die 
großen festländischen Höfe die Aufforderung, die leitenden 
Minister zu einer Verständigung über alle schwebenden Fragen 
zusammen treten zu lassen. Es war deutlich, daß es sobald 
zu einer gemeinsamen Thätigkeit Frankreichs und Englands 
nicht kommen würde, daß Napoleon zur Zeit nicht gesonnen 
war, der preußischen Action irgend ein Hinderniß in den Weg 
zu legen, daß seine feindselige Haltung gegen Ssterreich dieses 
immer stärker auf die Pflege seiner guten Beziehungen zu 
Preußen, und damit auf fortgesetzte Unterstützung der preu- 
ßischen Politik gegen Dänemark anwies. 
In Berlin wurde die Wichtigkeit dieses Verhältnisses 
keineswegs verkannt. Man war durchaus nicht geneigt, sich 
auf Napoleon's Insinuationen vertrauter Freundschaft ein- 
zulassen, aber ebensowenig wünschte man durch kahle Ab- 
weisung die günstige Stimmung des Imperators kurzer Hand 
zu zerstören. Der König genehmigte also eine Antwort auf 
den Vorschlag einer Ministerconferenz, daß Preußen dagegen 
keine Einwendung habe; allerdings würden die andern Mächte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.