Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Zweifel über die Thronfolge. 13 
Aber bedenklicher und dringender schien es in Hinsicht des 
Augustenburger Anspruchs auf die Herzogthümer zu stehen, 
denn wie einst Herzog Friedrich, war seither auch dessen Sohn 
Christian von Augustenburg bei jedem Anlaß für die Landes- 
rechte eingetreten und hatte damit einigen Einfluß bei den 
Ständen der Herzogthümer gewonnen. Unter allen Umständen 
würde es schwer sein, in Schleswig-Holstein eine andere Thron- 
folge als die seinige zur Anerkennung zu bringen, und die 
Schwierigkeit könnte zur Unmöglichkeit werden, wenn die 
Herzogthümer wieder in einem gemeinsamen Landtag ein un- 
besiegbares gesetzliches Organ ihres Willens besäßen. Hievon 
also wollte der König nichts wissen. Die Frage läge nun 
nahe genug: wenn die Einführung der weiblichen Linie in 
die Herzogthümer auf so starke Hindernisse stieß, warum dann 
die Integrität des Gesammtstaats nicht durch die umgekehrte 
Maaßregel, durch die Berufung Augustenburg's auch auf den 
dänischen Thron unter Abänderung des Gesetzes von 1660 
bewirken? Der König hatte durchaus keine Vorliebe für die 
Prinzessin Charlotte, auf deren Verzicht es dann angekommen 
wäre; auch besaß die Dame keine Partei in Kopenhagen, die 
ihr Beistand gegen ein Gesetz zu Gunsten Augustenburg's 
geleistet hätte. 
Warum also geschah dies nicht? Warum wurde der 
Weg eingeschlagen, der von hier ab unaufhaltsam zur Zer- 
trümmerung des Gesammtstaats geführt hat? 
Zum Theil mag eine persönliche Stimmung des Königs 
eingewirkt haben: wenn ihm die Prinzessin gleichgültig war, so 
hatte er den alten Haß gegen Augustenburg im Herzen wohl 
bewahrt. Vor Allem aber sträubte er sich gegen eine Ande- 
rung des Königsgesetzes von 1660, welches für Dänemark
	        
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