208 Der Vertrag vom 16. Jannar 1864.
ziehung der erforderlichen Truppen bereits ausgefertigt. Die
politischen und militärischen Gründe für möglichste Be-
schleunigung liegen auf der Hand; nach so langer Geduld
sei man in der Lage, gegen Dänemark ein rasches Borgehen
eintreten zu lassen, die Zurücknahme der Novemberverfassung
also binnen 48 Stunden zu fordern, und nach der voraus-
sichtlichen Weigerung sogleich in Schleswig einzurücken. Man
bitte demnach, einen höheren österreichischen Officier behufs
der militärischen Abreden schon jetzt hieher zu senden. Dies
Alles hoffte man, werde den österreichischen Intentionen ent-
sprechen.
Vertraulich fügte der Minister noch die Bemerkung hinzu:
bei der großen Wichtigkeit und den unabsehbaren Consequenzen
der Sache sei es unerläßlich, daß Osterreichs Erklärungen in
bindender und jedes Zurückweichen ausschließender Form ge-
geben werden; ohne diese Sicherheit sei es für uns unmöglich,
vorzugehen. In Schleswig seien weder dänische noch Augusten-
burger Demonstrationen zu dulden; während der Dauer der
Occupation habe eine militärische Regierung Statt zu finden.
Die Aufforderung traf in Wien günstigen Boden. Die
Entrüstung über die Überhebung der Mittelstaaten und die
Besorgniß über die Folgen ihres Auftretens waren um so
höher gestiegen, als man erfuhr, daß Kaiser Napoleon den-
selben seinen unumwundenen Beifall schenkte, und sein
Wiener Botschafter, der Herzog von Gramont, den deutschen
Collegen täglich Ermunterung zusprach. Sehr richtig schloß
Rechberg daraus, daß Napoleon Bundesgenossen gegen Oster-
reich suche, und hielt um so fester an der unvermuthet er-
langten preußischen Stütze. Er hatte so eben Werther aus-
einander gesetzt, man müsse den Herzogthümern gründlich