Eindruck des Ereignisses. 239
wurde die Königin und eine ihrer Töchter insultirt. Diesem
Lärmen gegenüber hatte die Regierung die Schwäche, den
Retter des Heeres, den General de Meza, Preis zu geben; er
verlor mit seinem ebenso tüchtigen Generalstabschef Kaufmann
die leitende Stelle, und der Oberbefehl wurde einstweilen dem
einzigen Dissentienten des Kriegsraths, General Lüttichau,
übertragen. Nicht minder lebhaft wurde das Ausland erregt.
In Paris war die Sensation um so stärker, als die dänische
Gesandtschaft unmittelbar vorher grausige Lügenberichte über
deutsche Niederlagen hatte ausgehen lassen. Jetzt schwirrten
in der Gesellschaft alle Töne durcheinander, großer Zorn bei
Engländern und Russen, Überraschung und Verdruß bei den
Franzosen; was die Regierung betraf, so zeigten die Außerungen
des Kaisers und des Ministers eine gemischte Stimmung,
lebhafte Glückwünsche für den preußischen Sieg, aber heim-
liches Bedauern, daß er mit so wirksamer Hülfe Osterreichs
erfochten worden. Denn, wie gesagt, man hatte Preußen zu
diesem Kriege ermuntert, weil man in Folge desselben auf
Verwicklungen zwischen den jetzigen Verbündeten hoffte; sehr
widerwärtig mußte es sein, wenn eine lorbeerreiche Waffen-
brüderschaft die Intimität zwischen Berlin und Wien in zu
hohem Maaße befestigte. Immer wieder redete Napoleon von
den Gerüchten, daß Preußen für seine Annexion der Herzog-
thümer dem Wiener Cabinet den Besitz Venetiens garantirt
habe; immer wieder mußte Goltz die amtliche Versicherung
wiederholen, daß an alledem kein wahres Wort sei. Noch
entschiedener kam in England die abgeneigte Stimmung Lord
Palmerston's zur Erscheinung. Er erklärte dem Grafen
Bernstorff, Preußens Verfahren enthalte die ungerechteste
Aggression und die frevelhafteste That, welche die Geschichte