Gesteigerter Verdruß der Mittelstaaten. 243
conferenz in Würzburg, um sich über ein gemeinsames
Vorgehen zu verständigen; der Minister von Schrenck war
etwas ruhigeres Temperaments, als Beust und Roggenbach,
aber seine Auffassung der Sache stimmte mit der ihrigen
völlig überein. Bei einem Besuche des preußischen Gesandten
entwickelte er sie mit großem Nachdruck. Der Conflict, sagte
er, ist jetzt unabwendbar; sobald der Bund die Erbfolgefrage
entschieden hat, so sind die Mittelstaaten verpflichtet, zur
Unterstützung des Herzogs nach Holstein zu marschiren;
hoffentlich werden dann die Großmächte nicht militärische
Maaßregeln gegen Deutschland ergreifen; thäten sie es, so
würden wir eben der Waffengewalt unterliegen. Der Gesandte
bemerkte ihm, ein solches Verhalten hieße die Franzosen zur
Einmischung geradezu einladen. Ich werde sie nicht rufen,
sagte der Minister; freilich, wenn sie den widerrechtlich an-
gegriffenen Mittelstaaten zu Hülfe kämen, so könnte ich es
nicht hindern. Die Erörterung setzte sich in diesem Tone
sehr eifrig und ebenso ergebnißlos eine ganze Weile fort. In
der sächsischen Kammer erging sich Beust in einer längern
polemischen Rede gegen die Politik der beiden Großmächte:
man sehe jetzt, wie übertrieben ihre Furcht vor dem Auslande
gewesen; wie sich dasselbe den Einmarsch in Schleswig ge-
fallen lasse, würde es noch weniger einen Widerspruch wagen,
wenn die deutschen Großmächte in fester Einigkeit mit den
Mittelstaaten und dem deutschen Volke handeln wollten.
Gleichzeitig mit den Berichten über diese Vorgänge kamen
nach Berlin vielfache Klagen Wrangel's und seiner Officiere
über die Unwillfährigkeit, welche die Bundescommissare und
deren Beamte in Holstein in Bezug auf die Bedürfnisse der
kriegführenden Armee an den Tag legten, ankommenden