254 General von Manteuffel in Wien.
vorging, so schien bei solchen Wiener Stimmungen, welchen
damals auch Karolyi sehr bestimmten Ausdruck gab, die Gefahr
vorzuliegen, daß General Gablenz plötzlich Gegenbefehl von
seiner Regierung erhielte, und vor den Augen Europas die
Wege der beiden Mächte weit auseinander gingen. Dies durfte
nicht sein. Am 15. Februar wurde die königliche Ordre an
Wrangel erlassen, bis auf weitern Befehl die Grenze einst-
weilen nicht zu überschreiten, bei welcher Gelegenheit dann
auch der Kriegsminister zu einer weitern Weisung an den
Feldmarschall veranlaßt wurde, in Holstein keine definitiven
Anordnungen mehr zu treffen, ohne vorher mit Bismarck die
diplomatische Vorbereitung derselben zu verabreden. Und wie
nothwendig diese Maaßregeln gewesen, zeigte sich gleich am
folgenden Tage, als Werther telegraphirte, auf Revertera's
Bericht habe Kaiser Franz Joseph unmittelbar an König
Wilhelm geschrieben, zugleich aber auch dem General Gablenz
bereits den gemessenen Befehl gegeben, einen Einbruch in
Jütland keines Falls mitzumachen: man konnte jetzt den
Kaiser durch die Anzeige beruhigen, daß Wrangel die ent-
sprechende Weisung schon gestern erhalten hätte. Um so
grimmiger nahm der Feldmarschall den Befehl auf, und tele-
graphirte an den König, daß diese Diplomaten, welche die
schönsten Operationen störten, den Galgen verdienten 1), eilte
aber am 17. Februar von Apenrade nach Hadersleben, um
1) Diese Depesche kam amtlich zu Bismarck's Kenntniß, er rächte
sich dafür, als Wrangel später nach Berlin zurückkam, indem er ihn
bei jedem Zusammentreffen als Luft behandelte. Wrangel ertrug dies
nicht lange; als Beide einmal an der königlichen Tafel neben einander
saßen, fragte er den Minister: mein Sohn, kannst Du nicht vergessen?
Nein, war die Antwort. Nach einer kurzen Pause: mein Sohn, kannst
Du nicht vergeben? Von ganzem Herzen, sagte Bismarck, und sie
blieben seitdem gute Freunde.