Der Bundestag entsendet Herrn v. Beust zur Conferenz. 281
Großmächte, überhaupt nicht durch Delegation eines Staats,
sondern durch eine vom Bundestag zu wählende und zu
instruirende Person zu vertreten wäre. In dieser Hinsicht
bemühten sich Roggenbach und Schrenck nach Kräften, noch
vor der Conferenz die Anerkennung Augustenburg's durch
den Bund herbeizuführen, so daß für den neuen Herzog eine
besondere Vertretung auch in der Conferenz zu fordern wäre.
Württemberg aber erwiderte darauf, dies wäre gleichbedeutend
mit der Ablehnung der Conferenz überhaupt, und Beust, der
allmählich die Hoffnungslosigkeit der bisherigen Wünsche
begriff, sprach sich ganz entschieden gegen eine beschleunigte
Anerkennung Augustenburg's und den dadurch unvermeidlichen
offenen Bruch mit den Großmächten aus. Dies entschied
denn sogleich auch die Personenfrage hinsichtlich der Be-
schickung der Conferenz. Bismarck erlangte die österreichische
Zustimmung für Beust, welcher seinerseits sich durch das
großmächtliche Vertrauen nicht wenig geschmeichelt zeigte,
während Schrenck in München sauere Mienen zu der Nach-
richt machte, daß in Frankfurt die Aussichten für Pfordten's
Erwählung zweifelhaft wären. Eine weitere Frage waren
die Aufträge, welche der Bund seinem Gesandten mitgeben
würde, wo denn Rechberg die Anerkennung der dänischen
Integrität, Schrenck dagegen und Roggenbach die Vertretung
der Augustenburger Erbrechte begehrten, so daß die Mei-
nungen sich schroff gegenüber standen, bis endlich Bismarck
mit einer Bemerkung des gesunden Menschenverstandes einen
Boden gemeinsamer Thätigkeit herstellte. Wir Alle sind einig,
sagte er, in dem Wunsche, das Recht der Herzogthümer im
möglichst weiten Umfang zu wahren; wir gehen nur aus-
einander in der Ansicht über den Weg zu diesem Ziel.