Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Der Bundestag entsendet Herrn v. Beust zur Conferenz. 281 
Großmächte, überhaupt nicht durch Delegation eines Staats, 
sondern durch eine vom Bundestag zu wählende und zu 
instruirende Person zu vertreten wäre. In dieser Hinsicht 
bemühten sich Roggenbach und Schrenck nach Kräften, noch 
vor der Conferenz die Anerkennung Augustenburg's durch 
den Bund herbeizuführen, so daß für den neuen Herzog eine 
besondere Vertretung auch in der Conferenz zu fordern wäre. 
Württemberg aber erwiderte darauf, dies wäre gleichbedeutend 
mit der Ablehnung der Conferenz überhaupt, und Beust, der 
allmählich die Hoffnungslosigkeit der bisherigen Wünsche 
begriff, sprach sich ganz entschieden gegen eine beschleunigte 
Anerkennung Augustenburg's und den dadurch unvermeidlichen 
offenen Bruch mit den Großmächten aus. Dies entschied 
denn sogleich auch die Personenfrage hinsichtlich der Be- 
schickung der Conferenz. Bismarck erlangte die österreichische 
Zustimmung für Beust, welcher seinerseits sich durch das 
großmächtliche Vertrauen nicht wenig geschmeichelt zeigte, 
während Schrenck in München sauere Mienen zu der Nach- 
richt machte, daß in Frankfurt die Aussichten für Pfordten's 
Erwählung zweifelhaft wären. Eine weitere Frage waren 
die Aufträge, welche der Bund seinem Gesandten mitgeben 
würde, wo denn Rechberg die Anerkennung der dänischen 
Integrität, Schrenck dagegen und Roggenbach die Vertretung 
der Augustenburger Erbrechte begehrten, so daß die Mei- 
nungen sich schroff gegenüber standen, bis endlich Bismarck 
mit einer Bemerkung des gesunden Menschenverstandes einen 
Boden gemeinsamer Thätigkeit herstellte. Wir Alle sind einig, 
sagte er, in dem Wunsche, das Recht der Herzogthümer im 
möglichst weiten Umfang zu wahren; wir gehen nur aus- 
einander in der Ansicht über den Weg zu diesem Ziel.
	        
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