Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Ansicht des dänischen Generals Gerlach. 285 
müssen und sich darauf beschränken, eine Anzahl Geschütze in 
den Schanzen zum Kartätschenfeuer gegen einen Sturmangriff 
zu bewahren. Die Schanzen würden immer mehr demontirt, 
und die nächtliche Ausbesserung der Schäden schwieriger; die 
Infanterie halte sich sehr brav, aber ihre Kräfte würden um 
so mehr geschwächt, als das Bombardement von Sonderburg 
und der Umstand, daß das Barackenlager keine Sicherheit 
mehr biete, eine ungünstige Wirkung haben müsse. So sinke 
die Hoffnung auf einen günstigen Erfolg mit jedem Tage. 
Bei einem siegreichen Sturme des Feindes sei wenig Aussicht 
auf einen glücklichen Rückzug, da der Feind dann denselben 
mit einem beherrschenden Feuer aus den Schanzen treffen, 
und an den Brücken ein unheilvolles Gedränge entstehen 
würde. Es müsse also eine politische Erwägung entscheiden, 
ob der Kampf in der Düppelstellung fortgeführt, oder der 
hier verwandte Theil der Armee durch einen freiwilligen 
Rückzug erhalten werden soll. 
Man erkennt deutlich, daß Gerlach hinsichtlich Düppels 
dieselbe Überzeugung hatte, wie zwei Monate früher de Meza 
über das Danewerk. Aber die Mißhandlung, welche sein 
Vorgänger deshalb erlitten, schreckte ihn von gleich selb- 
ständigem Handeln ab: er legte also die Frage dem Mini- 
sterium vor, und erhielt umgehend den telegraphischen Bescheid, 
daß die Düppelstellung auf das Außerste vertheidigt werden 
müsse. Einige Tage später kam eine Depesche des Kriegs- 
ministers Lundby, die Behauptung der Stellung sei Angesichts 
der bevorstehenden Conferenz von überwiegender Bedeutung; 
dem folgte aber der Zusatz, es liege nicht in der Absicht des 
Ministerraths, in die Handlungsfreiheit des Generals irgend- 
wie einzugreifen. Es war ein Wort, der Demagogen würdig,
	        
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