312 Die Londoner Conferenz.
lauf, mit der Bifte um vollständige Trennung Schleswig-
Holsteins von Dänemark, sei es als selbständiges Staats
unter Preußens Schutz, sei es als Theiles des preußischen
Staats selbst; nach wenigen Tagen konnte die Adresse, be-
deckt mit mehr als 30000 Unterschriften, dem Könige über-
reicht werden.
So harte Worte Bismarck früher manches Mal über
solche Einmischung der Volksstimme in das Wirken der Staats-
männer ausgesprochen hatte, zur Zeit sah er mit Freude auf
die Bewegung, welche, wie er hoffte, der Conferenz imponiren
und Osterreich vorwärts drängen mußte. Er befahl Zedlitz,
in ganz Schleswig die Agitation gewähren zu lassen, ja, zu
begünstigen, auch wenn sie Augustenburg ausrufen sollte:
denn unter Umständen könne auch dieser dem preußischen
Interesse förderlich sein. Die ganze Meute, rief er in seiner
drastischen Weise, die ganze Meute wollen wir läuten lassen.
Und wie schlug sie an! Wie hallte es wieder aus all den
zahllosen Versammlungen und Vereinen, wie erdröhnte von
den Alpen bis zum Meere der Ruf: ein deutsches Schleswig-
Holstein! los von Dänemark! Wenn wir, schrieb damals
Bernstorff aus London, die vollständige Trennung der Herzog-
thümer von Dänemark hier ohne oder gegen Osterreich be-
gehren müßten, so wäre Osterreichs Einfluß in Deutschland
für immer vernichtet.
Graf Rechberg theilte, mit wie schwerer Besorgniß immer,
diese Uberzeugung, und wagte deshalb keinen offenen Wider-
spruch gegen den von Bismarck mit fester Hand entworfenen
Operationsplan. Den ersten Schritt, die Ankündigung, daß
man sich durch die Verträge von 1852 nicht mehr gebunden
crachte, hatte Rechberg ja schon in den Wiener Abreden vom