316 Die Londoner Conferenz.
Auf die hierüber noch an demselben Tage ergehende An-
frage erklärte Rechberg sich einverstanden. Seine Meinung
war dabei nach wie vor die Beseitigung des dänischen Ein-
flusses in den Herzogthümern, immer aber die Einsetzung
Christian's IX. als Herzog von Schleswig-Holstein, und so-
mit die Personalunion der beiden Reichstheile. Die aus-
drückliche Erwähnung der Personalunion gleich in dem Antrag
hatte er jedoch schon früher selbst verbeten, wegen ihrer Un-
popularität in Deutschland 1), um so mehr aber in der Sache
ihre ganz bestimmte Bezeichnung gewünscht. In London hatte
denn Bernstorff große Noth, den österreichischen Collegen
seinen Entwurf plausibel zu machen, weil in diesem auch jede
indirecte Hindeutung auf die Personalunion vermieden, und
dieselbe eben nur nicht ausdrücklich ausgeschlossen war. Erst
als wieder Beust eingriff und bei Anderungen des Entwurfs
weiter gehende Anträge ankündigte, gab Biegeleben nach.
Am 17. Mai wurde die Sitzung der Conferenz unter
allgemeiner Spannung der Mitglieder eröffnet. Auf Lord
John Russell's Einladung verlas Bernstorff die deutsche Er-
klärung: dauernd sei nur ein Friede, welcher den Herzog-
thümern feste Garantien gegen fremde Unterdrückung, und
Deutschland feste Garantien gegen periodische Wiederkehr der
jetzigen Conflicte gebe; diese Garantien seien einzig zu finden
in der vollständigen politischen Unabhängigkeit der durch ge-
meinsame Institutionen verbundenen Herzogthümer.
Eine Pause fragendes Erstaunens folgte. Die Haupt-
sache fehlte. Was will Deutschland eigentlich? Die gänzliche
Abtretung Schleswig-Holsteins oder die Personalunion? End-
lich fragte Quaade: welcher Art soll die Union der Herzog-
4) Werther, 29. April.