Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Deutsche Forderung für die Herzogthümer. 317 
thümer sein? in welcher Weise sollen sie mit der dänischen 
Krone verbunden bleiben? Bernstorff erwiderte, die Union 
solle eine vollständige sein; zunächst sei dann zu ermitteln, 
wer der rechtmäßige Souverän derselben sei. Dies brachte 
die Sache wenig weiter; es eröffnete die Möglichkeit der 
Thronfolge Christian's, aber auch die jeder andern; genug, 
Deutschland weigerte sich noch immer, seinen Candidaten zu 
bezeichnen. Was war der Grund für diese Unbestimmtheit des 
Antrags in dem wichtigsten Punkte? Der Gedanke flog durch 
die Reihe der Neutralen, Deutschland schweige darüber, weil 
an dieser Stelle das bisherige Einverständniß zwischen 
Preußen und ÖOsterreich aufgehört habe; Preußen wolle sich 
die Herzogthümer annectiren, Osterreich die Annexion durch 
die Einsetzung Christian's IX. verhindern. Sofort zeigte sich, 
wie viel das Zusammenstehen der beiden Mächte für die 
Sache bedeutet hatte: bei diesem ersten Anschein eines Aus- 
einandergehens griffen die Engländer und Brunnow wieder 
nachdrücklich auf die Heilighaltung der Verträge von 1852 
zurück; mit ihnen riefen auch Latour und Wachtmeister, die 
deutsche Erklärung sei gar kein Antrag, über den man ver- 
handeln könne; gerade das Wesentliche, die dynastische Frage, 
bleibe in ihr dunkel und einer unsichern Zukunft anheim- 
gestellt; in langem Hin= und Herreden stritt man über Alles 
und Jedes, über die Competenz des deutschen Bundes, über 
die Verfassungsverträge von 1852, über die bindende Kraft 
des Londoner Protokolls. Den Dänen wurchs bei diesem 
Wirrsal der Muth; sie waren es, welche schließlich aller Un- 
gewißheit ein Ende machten. Sie erklärten, hergekommen zu 
sein in der Meinung, daß die Verträge von 1852 die Basis 
der Conferenz bilden würden; freilich könnten sie nicht hindern,
	        
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