322 Ausgang der Londoner Conferenz.
um so eher zulassen, als dadurch die beiden Nationalitäten
völlig auseinander gesetzt, und gegenseitige Klagen über Be-
drückung für immer ausgeschlossen würden.
Die dynastische Frage, die Frage, wer künftig die
Herzogthümer beherrschen solle, könnte auf der Conferenz einst-
weilen dahin gestellt bleiben; es würden dabei neben den
Fragen des Rechts auch solche der Ausgleichung und Con-
venienz zur Sprache kommen; man sei bereit, auch darüber
mit Wien in Einvernehmen zu treten.
Graf Rechberg wird es, fuhr dann die Depesche fort,
mit uns als obersten Grundsatz anerkennen, daß für beide
Mächte ein Erfolg Bedürfniß ist, der sich nicht bloß recht-
fertigen läßt, sondern in der That beweist, daß die deutschen
Interessen in vollem Umfang bewahrt werden, sobald die aus-
wärtige Politik des Bundes von den geeinigten beiden Groß-
mächten geleitet wird. Im Hinblick auf die Zukunft unserer
gegenseitigen Beziehungen, deren so befriedigende Gestaltung
dadurch an Festigkeit und Dauer gewinnen wird, legen wir
einen hohen Werth darauf, daß der öffentlichen Meinung bei
uns ein möglichst glänzender Erfolg in einer nationalen Sache
sich als das Ergebniß des jetzigen, und als Unterpfand des
fernern festen Zusammenhaltens beider Mächte darstelle.
Nach dieser allgemeinen Erörterung wandte sich dann
Bismarck der dynastischen Frage zu, die er, wie gesagt, auf
der Conferenz einstweilen noch zurückgestellt wünschte, schon
jetzt aber darüber mit Osterreich zur Verständigung gelangen
möchte. Es ist unerläßlich, diesen Theil der Depesche hier
in vollständigem Wortlaute einzurücken.
„Nach Beseitigung Christian's IX. ist die Erbfolge
Augustenburg's ohne Zweifel diejenige, die sich nach Lage der