Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

326 Ausgang der Londoner Conferenz. 
auch mit Waffengewalt durchzusetzen: ebenso sehr war er von 
der Wahrheit durchdrungen, daß es nach der Natur der 
Dinge keine bessere Allianz für Preußen als die österreichische 
gäbe, sobald man nur zu der entsprechenden Auffassung auch 
in Wien gelange wäre. Ganz entschieden würde er ein dem 
Zwecke auch nur knapp genügendes Resultat, wenn es im 
Einverständniß mit Osterreich zu haben wäre, einem glänzen- 
deren und reicheren vorziehen, welches durch einen großen 
Krieg dem Wiener Hofe abgerungen werden müßte. 
So legte er jetzt, wo nach der Sitzung der Conferenz 
vom 17. Mai eine positive Entschließung über das künftige 
Schicksal der Herzogthümer unaufschiebbar geworden, mit der 
vollen Offenheit, durch welche er mehr als einmal die Welt 
in Erstaunen gesetzt hat, die Frage dem kaiserlichen Cabinette 
vor, die Frage, ob in der Sache Schleswig-Holsteins Oster= 
reich im Sinne der neuesten Allianz oder der alten Eifersucht 
zu verfahren gedenke. 
Bei den damaligen österreichischen Staatsmännern war 
die Antwort schon seit längerer Zeit herangereift, und seit 
der dänischen Zurückweisung der Personalunion auf der Stelle 
entschieden. 
Wir haben wahrgenommen, an wie vielen Punkten 
Europas der Gedanke der preußischen Annexion seit Monaten 
aufgetaucht war, nach der Natur der Dinge, wie Arnim dem 
Könige Max von Bayern sehr richtig gesagt hatte. In Öster- 
reich war man davon äußerst unangenehm berührt. Schon 
am 27. April sagte Rechberg im engsten Vertrauen zu 
Werther, er begreife, daß sich in Berlin die Ansicht geltend 
mache, die künftige Stellung Schleswig-Holsteins müsse sich 
möglichst vortheilhaft für Preußen gestalten; Osterreich würde
	        
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