Antrag des Herrn von Beust. 331
Ganz in demselben Sinne mit diesen Wiener Erörte-
rungen bewegte sich die Nachricht, welche am 27. Mai Bern-
storff aus London telegraphirte: da wir morgen Augusten-
burg beantragen, scheint es Beust angemessen, daß auch der
Bundestag diese Frage in gleichem Sinne möglichst bald, viel-
leicht noch in nächster Woche, erledige. Bismarck dachte nach
der feindseligen Aufnahme seiner Depesche gegen Österreich
einstweilen über die Zukunft zu schweigen, gegen den Bundes-
tag aber setzte er sein Wort mit vollem Nachdruck ein. Er
ließ durch Bernstorff den Herren von Beust und Grafen
Apponyi erklären, daß Preußen genöthigt sein würde, einen
Antrag dieser Art in Frankfurt auf das Entschlossenste zu
bekämpfen, nach dem unwiderleglichen Grunde, daß eine solche
Vorwegnahme der Entscheidung durch Bundesbeschluß die be-
rathenden Conferenzmächte als schwere Beleidigung empfinden
würden, ein Satz, welchem dann auch Rechberg nicht zu
widersprechen vermochte. Bismarck fügte übrigens dem Tele-
gramme zu Bernstorff's Instruction noch die Bemerkung
hinzu, Osterreich strebe, die Candidatur Augustenburg un-
widerruflich festzustellen, um dadurch die Möglichkeit speciell
preußischer Forderungen zu erschweren; wir seien nicht in der
Lage, uns dies gefallen zu lassen; die dynastische Frage sei
mit Rücksicht auf die preußischen Interessen zu behandeln, und
folglich andere Eventualitäten nicht eher auszuschließen, als
bis wir mit Augustenburg verhandelt und ermittelt hätten,
welche Stellung er sich und seinem Lande künftig zu Preußen
geben wolle. Wenn die Person Augustenburg's auf der Con-
ferenz mehr Widerspruch finde als das Princip der Theilung,
so solle Bernstorff die Person fallen lassen. Diesen Weisungen
entsprechend, stellten darauf Bernstorff und Balan die