Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Bismarck und der Erbprinz von Augustenburg. 337 
sie sich herbei, in Gnaden eine Bewilligung weiterer Waffen- 
ruhe bis zum 26. anzukündigen, worauf dann die deutschen 
Mächte, ungern genug, am 9. ihre Zustimmung erklärten. 
Unterdessen hatte man in Preußen die Verhandlung mit 
dem Erbprinzen begonnen. Der junge Fürst war eilig nach 
Berlin gekommen, zeigte sich aber bei einem Gespräche mit 
Bismarck, spät Abends am 1. Juni, sehr wenig beeifert, 
auf die preußischen Wünsche einzugehen. Nach dem Antrage 
vom 28. Mai, und vielleicht auch nach Notizen über die 
neuesten Wiener Stimmungen, schien er sich bereits ganz als 
souveränen Bundesfürsten zu fühlen, der verpflichtet sei, den 
Rechten seines Hauses und seines Staats nichts zu vergeben. 
Man besprach im Wesentlichen dieselben Punkte, welche auch 
der Kronprinz in seiner Denkschrift vom 26. Februar betont 
hatte. Der Prätendent bemerkte, daß er ohne Zustimmung 
der schleswig-holsteinischen Volksvertretung sich zu keiner Land- 
abtretung und keiner Beschränkung seiner Souveränität ver- 
pflichten könne. Je größere Stücke Schleswigs man den 
Dänen überlasse, desto weniger werde er auf der andern 
Seite an Preußen dahingeben können. Über eine Militär- 
convention werde sich reden lassen; die Bedingungen der mit 
Coburg abgeschlossenen würden aber für Schleswig-Holstein 
nicht zulässig sein. Man sollte, sagte er, mich nicht in 
Paragraphen einschnüren, sondern mein Herz zu gewinnen 
suchen. Wir hofften, erwiderte Bismarck, durch die Vertreibung 
der Dänen Ihr Herz bereits gewonnen zu haben. Der Prinz 
beeilte sich, diese Täuschung zu beseitigen. Die Herzogthümer, 
sagte er, haben Preußen nicht gerufen; ohne Preußen würde 
der Bund ihre Befreiung leichter und ohne lästige Bedin- 
gungen bewirkt haben. Bismarck antwortete mit der Erinnerung 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. III.
	        
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