Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

338 Ausgang der Londoner Conferenz. 
an die Furcht der Hannoveraner, die Elbe vor Aufstellung 
der preußischen Reserven zu überschreiten, und deutete an, 
daß Preußens Eifer in der Förderung der Candidatur des 
Prinzen einiger Maaßen von dem Verhalten Sr. Durchlaucht 
gegen Preußen abhänge. In dieser Beziehung, entgegnete 
der Prinz, hege ich keine Besorgnisse; die Sache ist schon zu 
weit gediehen, um noch rückgängig gemacht werden zu können. 
Weitere Gespräche zwischen ihm und dem ihm persönlich 
nahe befreundeten Kronprinzen führten zu keinem erheblich 
besseren Resultat und jedesfalls zu keinem gesicherten Abschluß. 
Für Bismarck war der Antrag vom 28. Mai von Anfang 
an nichts Anderes gewesen, als ein Friedensvorschlag an die 
Conferenz, je nach den Umständen ebenso gut oder ebenso 
schlecht wie jeder andere, unter allen Umständen aber für 
Preußen so wenig mehr als jener der Personalunion vor- 
handen, nachdem die Conferenz ihn verworfen hatte. Gleich 
nach der Besprechung mit dem Prinzen schrieb er an den 
Geschäftsträger in Petersburg, Baron Pirch, Preußen habe 
kein Widerstreben gegen die Oldenburger Candidatur, habe 
die Augustenburger vorgeschlagen, weil sie leichter ausführbar 
erschienen wäre, erachte sich aber daran nicht gebunden, wenn 
andere Combinationen die Erreichung des Hauptziels erleichtern 
und bessere Bedingungen bieten würden. Ebenso an Goltz: 
die Personalfrage ist nicht der wesentliche Theil unseres 
Programms; nachdem ich mit dem Erbprinzen verhandelt, 
kann ich im preußischen Interesse nur wünschen, daß unter 
annehmbarer Regelung der Grenze die dynastische Frage einst- 
weilen offen bleibt. Und endlich an Bernstorff: nach ein- 
gehender Verhandlung mit dem Erbprinzen, scheint es mir 
im preußischen Interesse geboten, die Candidatur desselben
	        
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