2. Capitel.
Alsen. Die Friedenspräliminarien.
Seit dem 18. Juni weilte König Wilhelm in Begleitung
Bismarck's zur Badecur in Karlsbad. Kaiser Franz Joseph,
auf Einverständniß und Deckung nach allen Seiten bedacht,
hatte in Kissingen den russischen Monarchen besucht, und
nachdem er seinen Minister vorausgesandt, erschien er dann
auch in Karlsbad. Bismarck entwickelte hier gleich am 20.
und 21. Juni dem österreichischen Collegen dieselben Gesichts-
punkte, welche er kurz vorher in Berlin den Russen vor-
getragen hatte: die Nothwendigkeit, sich durch keine Gefahr
von der Erreichung des Zieles zurückschrecken zu lassen, die
Gewißheit, daß England allein die Waffen gegen Deutschland
nicht erheben würde, die Unwahrscheinlichkeit, daß Napoleon
zu einem solchen Abenteuer geneigt wäre, die Sicherheit, daß
in einem solchen Falle nicht bloß ganz Deutschland, sondern
auch Rußland dem großen Bunde beitreten müßte. Anfangs
widersprach diesen Ausführungen Rechberg in allen Stücken.
Es handelte sich damals noch um die Frage, ob man nach
Englands Forderung einen Schiedsrichter annehmen, oder
sich nur auf eine Vermittlung einlassen sollte, und Rechberg
war in seiner Kriegsscheu ganz bereit, sich im Voraus dem