Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

352 Alsen. Die Friedenspräliminarien. 
Führer der deutschen Nation; das wäre, auch im Vergleiche 
mit einer englischen Kriegserklärung, das größere Übel. Rech- 
berg entschloß sich, die von Bismarck begehrte Verwerfung 
des bindenden Schiedsgerichts zu genehmigen. 
Dagegen blieb er für den jetzt zweifellosen Fall des Wieder- 
ausbruchs des dänischen Kriegs fest auf seinem Sinne, daß 
England nicht durch einen Angriff auf Fünen weiter gereizt, ein 
solcher also nur nach späterer Vereinbarung zwischen beiden 
Mächten unternommen werden dürfe. Es wurde statt dessen 
die Landung auf Alsen, sowie die Besetzung Nordjütlands 
jenseits des Lijmfjord, und die Unterwerfung des Landes 
unter deutsche Civilverwaltung und Besteuerung beschlossen. 
Der deutsche Bund sollte aufgefordert werden, endlich in eine 
gemeinsame Verwaltung beider Herzogthümer zu willigen; den 
europäischen Mächten würde man erklären, daß man sich nach 
Wiederbeginn des Kriegs an die früher gebotenen Zugeständ- 
nisse einer Theilung Schleswigs nicht mehr gebunden erachte. 
Als Ziel des Kriegs sei vielmehr die Lostrennung der Herzog- 
thümer von Dänemark in der günstigsten, den Umständen nach 
erreichbaren Weise anzustreben. Alle diese Sätze wurden dann 
am 24. Juni in einem förmlichen Vertrag der beiden Cabinette 
zusammengefaßt. 
Unterdessen war bei dem alliirten Heere mit größter 
Thätigkeit und Sorgsamkeit Alles vorbereitet worden, um dem 
Abbruch der Conferenz auf der Stelle einen entscheidenden 
Schlag folgen zu lassen. Die Zeit der Waffenruhe war den 
Truppen in Jütland wenig erfreulich verlaufen. Die Be- 
völkerung zeigte sich so feindselig, daß die in London ver- 
abredete Naturalverpflegung durch die Quartierwirthe (gegen 
baare Bezahlung) sich nicht durchführen ließ; man mußte die
	        
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