Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Prinz Friedrich Carl wird Oberbefehlshaber. 353 
Nahrungsmittel in Masse von Hamburg kommen lassen, 
worauf dann die dänische Behörde Eingangszoll davon er- 
heben wollte und die Schiffe festhielt, bis das Armeecommando 
einschritt und statt der Schiffe die Zollbeamten mit Arrest 
bestrickte. Gestützt auf die vereinbarte Freiheit der Civil- 
verwaltung, verfügte Dänemark eine allgemeine Recruten-Aus- 
hebung in Jütland, worauf die Militärbehörde, da nach dem 
Vertrage keine Verstärkung der militärischen Position verstattet 
sei, die Recruten gefangen nehmen und die aushebenden Be- 
amten nach Rendsburg abführen ließ. So gab es, obgleich 
Bismarck wie Monrad den beiderseitigen Behörden möglichst 
versöhnliches Verhalten zur Pflicht gemacht, stete Häkeleien 
an allen Enden; die Sitzungen der Conferenz hallten unauf- 
hörlich wieder von den wechselseitigen Beschwerden, und die 
Truppen beider Theile ertrugen den Zwischenzustand mit 
wachsendem Verdruß. Die dänischen Officiere sehnten sich 
nach dem Ende des hoffnungslosen Kampfes und fluchten 
über die Kopenhagener Demagogen, die aus ihrem sicheren 
Neste heraus den Krieg bis an's Messer verkündeten. Die 
Deutschen aber hatten keinen andern Wunsch, als Ende des 
faulen Stillstands und neue Gelegenheit zu frischen Waffen- 
thaten. Feldmarschall Wrangel, des ganzen Handels müde, 
hatte gleich nach dem Abschluß des Stillstands bei dem 
Könige seine Entlassung vom Obercommando nachgesucht und 
am 18. Mai unter ehrender Erhebung in den Grafenstand 
erhalten. An seine Stelle trat als dienstältester der anwesenden 
Generale, zuerst provisorisch, dann definitiv, Prinz Friedrich 
Carl. Dieser griff die Aufgabe mit dem vollen Jugendfeuer 
seiner kräftigen Natur an. Alle Nachrichten, die man über 
den Feind erhielt, lauteten günstig. Die noch übeigen activen 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. III.
	        
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