Muthlosigkeit in Kopenhagen. 359
tadele, aber, falls er an die Spitze der Regierung gelangte,
ganz sicher keinen Krieg gegen Deutschland führen würde.
Das Ministerium siegte endlich mit einer kleinen Mehrheit
durch die Annahme eines Antrags, welcher der Königin für
die Erhaltung des Friedens dankte.
So war denn die letzte Aussicht auf Hülfe den Dänen
verloren, und ihr kriegerischer Hochmuth gründlich gebrochen.
Die geschlagene Armee drohte, ihre Waffen nach Innen gegen
die eiderdänischen Urheber des Kriegs zu wenden: General
Hegermann-Lindencrone schickte aus Jütland einen ihm be-
freundeten Gutsbesitzer nach Kopenhagen, um seine Bataillone
für einen kräftigen Staatsstreich gegen die demokratischen
Staatsverderber dem Könige anzubieten. Aber es war nicht
mehr nöthig. Die hauptstädtische Bevölkerung sah im Geiste
bereits die Preußen auf Seeland, die schwarz-gelbe Flagge im
Sunde, wollte alle Streitkräfte zur Vertheidigung um Kopen-
hagen sammeln und rief nach Frieden. Die großen Zeitungen
der eiderdänischen Partei, Dagbladet und Fädrelandet, wagten
nicht mehr, gegen den Strom zu schwimmen. Am 7. Juli er-
klärte Dagbladet nach Aufzählung aller bedrohlichen Momente:
ob wir den Krieg auf Leben und Tod fortsetzen, ob wir einen
demüthigenden Frieden auf uns nehmen sollen, nur die Regie-
rung kann es entscheiden; aber sie entscheide sich rasch, ehe
das Schwert des Siegers noch schwerer in die Wagschale
fällt; die Nation wird jeder Entscheidung folgen. In gleichem
Sinne führte Fädrelandet am 7. Juli aus, wenn nicht cin
englischer Ministerwechsel Rettung bringe, sei Friede zu
suchen; die Muthlosigkeit sei allgemein, und habe freilich
guten Grund bei dem schandbaren Verhalten der Armee,
von der 10000 Mann hinter einem 1000 Ellen breiten