Haltung der süddeutschen Staaten. 379
verfolgte, theilte aber Bismarck's Ansicht, daß vor dem
definitiven Friedensschluß jede derartige Verhandlung zurück-
zustellen sei, und sandte also ein sehr bündiges Telegramm
dieses Inhalts nach Dresden, und da Beust auch von seinen
mittelstaatlichen Freunden dieselbe Ansicht vernahm, so beeilte
er sich, den unliebsamen Antrag zurück zu ziehen. In Han-
nover sprach Platen dem preußischen Gesandten seine volle
Entrüstung über Beust's Wichtigthuerei und Hetzerei aus;
Abée in Cassel wies die ganze Rechtsanschauung Beust's in
der schleswig-holsteinischen Frage weit hinweg. Etwas anders
klang der Ton an den süddeutschen Höfen. Schrenck räumte
dem preußischen Gesandten ein, daß Bayern durch die beiden
Mächte keine Verletzung erlitten hätte, erklärte aber den hoch-
fahrenden Ton der österreichischen Regierung und die weg-
werfende Polemik der preußischen Zeitungen für unerträglich.
Eine Weile, sagte er, war unser Arger vornehmlich groß
über Osterreich, jetzt richtet sich das Mißtrauen wieder mehr
gegen Preußen, welches durch Verschleppung der Erbfolge-
frage den Verdacht eigensüchtiger Bestrebungen erweckt, während
Osterreich ohne Eigennutz rasche Erledigung der Thronfolge
wünscht. Arnim fand für gut, hierauf höchst unumwunden
zu antworten, jener Verdacht sei ganz gerecht; es sei kindisch,
zu glauben, daß wir die Herzogthümer ohne Sicherung
unserer künftigen Stellung verlassen könnten; aber noch kindi-
scher sei das in Süddeutschland erhobene Geschrei, welches
hierin ein Unglück für das ganze Vaterland sehe. Wir
könnten allesfalls die Herzogthümer entbehren, diese aber
nicht uns; sie würden wenige Tage nach unserem Abzuge
wieder dänisch werden. Schrenck entgegnete, die Annexion
könnte für Deutschland vielleicht nützlich, nimmermehr aber