380 Wiener Friede. Rechberg's Fall.
mit dem Rechte verträglich sein; Herr von Bismarck habe
einmal gesagt, Preußens Leib sei zu dünn für seine Rüstung;
so vermuthe alle Welt, der Leib solle jetzt corpulenter werden.
Wenn möglich noch offenherziger verlief um dieselbe
Zeit ein Gespräch zwischen dem württemberger Minister von
Hügel und dem preußischen Geschäftsträger von Zschock.
Hügel hatte den Beust'schen Antrag gemißbilligt, und dafür
auch die Zustimmung des seit zwei Monaten zur Regierung
gelangten, eben in Ostende weilenden Königs Carl erhalten.
Er zeigte dem Geschäftsträger einen Brief des Königs, daß
Württemberg mit Festigkeit, aber mit Mäßigung in der bis-
herigen Politik zu beharren habe, und erläuterte dies dem
Geschäftsträger dahin, die Mittelstaaten würden zur Zeit
keine Schritte in der Frage der Herzogthümer thun, denn in
Wien habe Graf Rechberg es gegen den württemberger Ge-
sandten wiederholt ausgesprochen, Osterreich würde keine Ver-
schleppung der schleswig-holsteinischen Thronfolge zulassen,
vielmehr rasche Prüfung der verschiedenen Erbansprüche her-
beiführen und dann für den relativ Bestberechtigten die An-
erkennung des Bundes als Landesherrn der drei untheilbaren
Herzogthümer bewirken. Hienach könnten also die Mittel-
staaten sich Anträge wie den Beust'schen ersparen und un-
besorgt dem kaiserlichen Cabinet die Initiative in der An-
gelegenheit überlassen.
Dies Alles war nur zu begründet. Rechberg hatte
mehreren mittelstaatlichen Gesandten sehr bestimmt die Zu-
sage gegeben, es würde bei der definitiven Regelung der
schleswig-holsteinischen Angelegenheit der deutsche Bund nicht
ignorirt, nicht ausgeschlossen werden. Daß die Hinneigung
zu einer solchen Politik in Wien vorhanden war, wußte das