384 Wiener Friede. Rechberg's Fall.
rasch war auf diesem Gebiete, wie auf jenem der Bundes-
reform, die Abkühlung gefolgt, seitdem im November 1863
Napoleon's Congreßprogramm und Deutschlands antidänische
Begeisterung dem Wiener Cabinet einen möglichst engen An-
schluß an Prcußen wünschenswerth gemacht hatte. Als im
Februar 1864 die Conferenz der Zollvereinsstaaten in Berlin
wieder zusammentrat, um die alten Streitpunkte von Neuem
mit den alten Argumenten zu erörtern, hielt sich Osterreich in
völliger Schweigsamkeit zurück. Im März veranlaßte es eine
Conferenz zwischen einem kaiserlichen und einem preußischen
Commissar, welche aber schon nach wenigen Tagen ergebnißlos
endigte, und die Mittelstaaten eher beunruhigte, als stärkte,
da sie ein Sonderabkommen mit Preußen für Wien erwünschter,
als ein Zusammenwirken mit den alten Genossen erscheinen
ließ. UÜberhaupt zeigten sich in der Heerschaar der Münchener
Opposition alle Merkmale der beginnenden Auflösung. Nur
Bayern und Württemberg hielten fest und unbedingt an dem
vor zwei Jahren aufgestellten Programm, möchte auch, sagten
ihre Minister Schrenck und Hügel, der Zollverein darüber in
Trümmer zerfallen. Die übrigen Regierungen unterhandelten
im Grunde nur noch in der Hoffnung, Preußen vielleicht doch
endlich mürbe zu machen; in Berlin aber wußte man um-
gekehrt sehr gut, daß sie um keinen Preis aus dem Zollverein
ausscheiden wollten, und wenn es nicht anders ginge, auch
den französischen Handelsvertrag sich gefallen lassen und Oster=
reich absagen würden. Preußen war bereits mit Sachsen,
den thüringischen Staaten, Braunschweig, Frankfurt und Baden
einig; im Juni gewann es, in einer geheimen, durch einen
Frankfurter Bankier geführten, persönlichen Unterhandlung mit
dem Kurfürsten, die alle Welt überraschende Zustimmung