386 Wiener Friede. Rechberg's Fall.
bezeichnet. Durch einen Erlaß vom 28. Juli theilte darauf
Graf Rechberg diese Punctation der preußischen Regierung
mit, indem er die Eröffnung einer Unterhandlung darüber,
und zwar ausschließlich zwischen Preußen und Osterreich,
beantragte. Sollte, bemerkte dabei Graf Rechberg, wider Er-
warten das Kgl. Cabinet es ablehnen, in die angebotene
Verhandlung sofort einzutreten, so würden wir zu unserem
größten Bedauern darin eine Mißachtung der uns gegenüber
bestehenden Vertragsverpflichtungen erkennen müssen, und wir
würden uns keiner Täuschung darüber hingeben, daß ein
solches Vorgehen unvereinbar sein würde mit dem zwischen
beiden Regierungen so glücklich bestehenden, bundesfreundlichen
Verhältniß.
Diese drohenden Worte entsprachen nicht eigentlich der
persönlichen Gesinnung des Ministers. Denn er hatte in der
That die preußische Allianz zu schätzen gelernt, und wie sein
Kaiser, wünschte auch er von Herzen, sie aufrecht zu halten.
Aber in Osterreich selbst war diese Aufgabe nicht leicht. Der
dänische Krieg war durch seine großen Erfolge in Osterreich
nicht populärer geworden, ein deutliches Zeichen für die
Thatsache, wie viele Lebensinteressen Deutschlands an der
untern Donau gleichgültig waren. Die alte Rivalität Preußens
wirkte dabei in allen Classen der Bevölkerung stärker als am
kaiserlichen Hofe nach, und wenn Franz Joseph sich des
preußischen Bündnisses als einer Kräftigung seiner conser-
vativen Wünsche erfreute, so fand darin der parlamentarische
Minister Schmerling die Quelle einer bedrohlichen Reaction,
die deutschen Beamten aber der Staatskanzlei, an ihrer Spitze
Herr von Biegeleben, fürchteten die völlige Erstickung des
österreichischen Einflusses durch den preußischen, bei den ge-