Rudolph Delbrück. 393
holung des Artikels sei also eine sehr reale Concession, welche
ähnliche Gefahren für die Zukunft des Zollvereins in sich
schließe. Bismarck entgegnete, das heiße in die eigene Festig—
keit Mißtrauen setzen; Delbrück aber wies auf die österreichische
Depesche vom 7. Mai 1862 und deren Behauptung, daß
der Vertrag von 1853 Preußen verbiete, seinen Tarif in einer
von der österreichischen sich entfernenden Richtung zu reformiren.
Als Bismarck im Interesse des guten Einvernehmens mit
Osterreich auf dem entgegengesetzten Standpunkte beharrte,
mußte die Entscheidung des Königs angerufen werden. Dieser
war, wie erwähnt, bereits in Schönbrunn zweifelhaft gewesen
und lehnte, nachdem Delbrück erklärt hatte, bei Genehmigung
des Artikels aus dem Dienste scheiden zu wollen, die Annahme
desselben ab. Bismarck hielt es für einen politischen Fehler,
nahm es aber hin, und verließ gleich darauf Berlin, um sich
nach Baden-Baden zum Könige zu begeben.
In diesem Sinne instruirt, trat dann Geheimrath Hassel-
bach in Prag mit dem österreichischen Bevollmächtigten,
Freiherrn von Hock, zur Berathung des Handelsvertrags zu-
sammen. Anfangs glaubte Hock an ein günstiges Ergebniß,
erfuhr aber nur zu bald, daß an den Artikel 25 nicht weiter
zu denken sei. Rechberg war tief erschüttert, als er es erfuhr,
und beschloß, noch einmal einen persönlichen Versuch bei
Bismarck zu machen. Er hatte mit diesem seit dem gleich-
zeitigen Dienste in Frankfurt ein bei allem amtlichem Streite
freundschaftliches Verhältniß. Bismarck fand, daß Rechberg
leidenschaftlich und jähzornig, aber ehrenhaft und im Grunde
gutmüthig sei, und Rechberg ärgerte sich täglich, wie über
Preußen, so auch über Bismarck, und konnte doch von dem
Wunsche gutes Einvernehmens nicht lassen. Ein Paar kleine