412 Wiener Friede. Rechberg's Fall.
Franz Joseph richtete am 26. October ein vertrautes
Schreiben an König Wilhelm, worin er erläuterte, daß Rech-
berg's Ausscheiden keine andere Bedeutung als die eines noth-
wendig gewordenen Personenwechsels habe; schon Mens-
dorff's Name werde den König überzeugen, daß er, der
Kaiser, fest entschlossen sei, keine Anderung in dem Gange
seiner Politik eintreten zu lassen. Unsere gemeinsame Action,
sagte er, ist mein persönliches Werk, und meine ernstlichste
Sorge wird unverändert dahin gerichtet sein, unser Bündniß
ungeschwächt zu erhalten und noch mehr zu befestigen. Die-
selbe warme Freundschaft sprach aus der Antwort des Königs
vom 2. November. „Deine Worte, hieß es dort, sind so voll-
kommen beruhigend für mich, daß ich Dir für diese Anschauung
nicht dankbar genug sein kann. Ich schätze, achte und ver-
traue schon lange dem Grafen Mensdorff, und bin daher
von seinem Charakter und seinem Vorsatz, Deine neueste
Politik gegen Preußen fortzusetzen, völlig überzeugt.“ Aller-
dings verschwieg der König eine gewisse Besorgniß nicht, daß
Mensdorff, bei seiner Neuheit in den Geschäften, wider Willen
durch Schmerling fortgerissen werden könnte.
Über Mensdorff erklärte auch der mit ihm befreundete
Graf Blome dem Herrn von Arnim in München, jener habe
den entschiedenen Willen, an der preußischen Allianz festzu-
halten, es sei nur die Frage, ob er das im Gegensatze zu
seinen Collegen und zu den Räthen der Reichskanzlei werde
durchsetzen können. Andrerseits haben wir vorher gesehen, mit
welchem Nachdrucke Bismarck vor und während der Wiener
Ministerkrisis für die Pflege der österreichischen Allianz ein-
trat, wie er mündlich, telegraphisch und schriftlich zur An-
nahme des Artikels 25, ebenso wie zur Schonung des baye-