Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Metternich's und Radowitz's Ansichten. 37 
zugestimmt, eine ebenso einstimmige Annahme durch die erste 
Kammer war gesichert. Radowitz betonte, wie hier Radicale 
und Conservative, Edelleute und Bauern mit gleicher Be- 
geisterung zusammen gingen; es handle sich hier wie ander- 
wärts nicht um eine Intrigue der revolutionären Partei, 
sondern um eine Bewegung des Nationalgefühls in seinem 
tiefsten Grunde. Jetzt sei der Augenblick gekommen, wo sich 
dem so elend gesunkenen Bundestag noch einmal eine Ge- 
legenheit, die letzte, darbiete, die Führung des deutschen 
Volkes der radicalen Partei zu entwinden, wenn er hier sich 
an die Spitze der nationalen Bewegung stelle, und nicht mit 
Formalien, Verschleppung und Incompetenzerklärungen eine 
große Sache zu Grunde richte, sondern rasch und stolz und 
schneidig eingreife und sich als den echten Vertreter der 
deutschen Nation bewähre. Der König, bis dahin der Mei- 
nung, daß einstweilen völlige Passivität für Preußen das 
Richtige sei, entzog sich dem Eindrucke des Berichtes nicht, 
sondern befahl, denselben auf der Stelle dem Fürsten Metternich 
mitzutheilen. Man ermißt, daß dieser nicht gerade erbaut 
von dem Eifer des geistreichen Officiers war, eines Mannes, 
der von jeher in regelrechten Beamtenkreisen einiger Maaßen 
für einen Phantasten gegolten hatte. Indessen schien es 
zuletzt doch auch dem Fürsten, daß unter den einmal gegebenen, 
wenn auch höchst verfahrenen, Verhältnissen der Bundestag, 
welcher bereits durch die Klageschrift der Holsteiner und den 
Protest Oldenburgs mit der Sache befaßt war, nicht wohl 
ganz unthätig bleiben könne. Allerdings, ein so schneidiges 
Verfahren, wie es Radowitz im Sinne trug, däuchte ihm in 
jeder Hinsicht und vollends in dem jetzigen Stadium der An- 
gelegenheit ganz unthunlich; genug, wenn der Bund seine
	        
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