Petition der Herzogthümer. Agitation in Kopenhagen. 45
Könige die Bitten des Landes um eine gemeinschaftliche
Ständeversammlung, um Preßfreiheit und Versammlungs-
recht, um Volksbewaffnung und Eintritt Schleswigs in den
deutschen Bund, vorzutragen hätte. Von Meuterei und Wider-
setzlichkeit war keine Rede; alle weitergehenden Anträge wurden
von der Versammlung abgelehnt: so verhaßt das bisherige
Ministerium, so bedenklich sein Entwurf der Gesammtstaats-
Verfassung gewesen, bei dem jetzigen Auftreten der Eider-
dänen sah man in jenem den letzten Schutzdamm gegen eine
noch viel schlimmere Vergewaltigung. Und wohl hatte man
Grund dazu. Am 11. März hatte in Kopenhagen eine große
Versammlung im Casino Statt gefunden, in welcher unter
einstimmigem Beifall Tscherning ausrief, die größte Gefahr
sei es, wenn Schleswig nicht dem Königreich einverleibt werde;
ob Schleswig wolle oder nicht wolle, davon könne keine Rede
sein; wenn es sich widersetze, so sei das offener Aufruhr, der
mit Waffengewalt zu Paaren getrieben werden müsse. Eine
stürmische Berathung dieser Art folgte der andern; die Herzog-
thümer, wurde lügnerisch verkündet, ständen in offener Em-
pörung; die Studenten, Künstler und Polytechniker bewaffneten
sich unter der Leitung von Linienofficieren; die städtischen Be-
hörden ersuchten den König um Anderung des Ministeriums,
und eine große Volksversammlung fügte die Bitte hinzu, der
König möge sein treues Volk nicht zur Selbsthülfe der Ver-
zweiflung treiben. Frederik VII. hatte gegen diese Anträge
nichts einzuwenden; bereits hatte er im Stillen militärische
Rüstungen und die Abführung der schleswig-holsteinischen
Cassen nach Kopenhagen befohlen. Am 21. März kündigte
er dem Staatsrathe an, daß die Umstände ein neues System,
die Einverleibung Schleswigs, nöthig machten. Das Mini-