Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

48 Die Thronfolgefrage. 
Das Land bis zur Königsau erhob sich wie Ein Mann; mit 
rastloser Anstrengung wurde gerüstet. Dänemark fand sich 
plötzlich statt der gehofften Überrumpelung einem schweren 
und blutigen Kriege gegenüber. 
Bei diesem Kampfe nun war die Rechtsfrage so klar wie 
möglich. Es handelte sich hier um keine zweifelhaften und 
verwickelten SucMcessionsrechte: denn noch herrschte ein Monarch 
aus dem königlichen Mannsstamm, und die streitige Erb- 
schaft war nicht eröffnet. Es handelte sich ohne Verhüllung 
noch Vorwand um das uralte Verfassungsrecht der Herzog- 
thümer, um die überlieferte Verbindung Schleswigs mit Hol- 
stein, deren Rechtsbeständigkeit noch neuerlich durch den 
Dänenkönig Christian VIII. 1846 beim Bundestage, und 
durch Frederik VII. selbst in dem Verfassungsentwurf vom 
28. Januar 1848 feierlich anerkannt worden war. Es war 
die nackte Eroberungslust der Eiderdänen, welche sich im 
Namen des Nationalitätsprincips über Recht und Königswort 
hinwegsetzte und die Danisirung des zu zwei Dritteln deutschen 
Schleswig forderte. Konnte sie es befremden, daß auf ihre 
Gewaltthat jetzt auch das deutsche Nationalgefühl erwachte, 
und ihr mit bewaffneter Wucht in den gierig ausgestreckten 
Arm fiel? 
Bereits am 18. März war der Herzog von Augusten- 
burg, in sicherer Voraussicht der kommenden Dinge, nach 
Berlin gereist, um den Schutz des befreundeten Königs von 
Preußen anzurufen. Er fand die Stadt in der vollen Auf- 
regung der eben durchgemachten Revolution, die Bevölkerung 
hier wie in ganz Deutschland für die Sache Schleswig-Hol- 
steins begeistert, die neuen Minister erfüllt von den einst 
durch Radowitz geäußerten Gedanken, daß, wer dort kräftig
	        
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