Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

60 Die Verträge von 1852. 
Dem dänischen Minister Rcedtz wurde bei diesen Er- 
öffnungen beklommen zu Muthe. Eine Sitzung des dänischen 
Reichstags stand unmittelbar bevor; er wußte, daß er schon 
längst der eiderdänischen Mehrheit desselben als lauer Patriot 
galt und nach solchen Mißerfolgen schwere Tage erleben 
würde. Dies traf denn auch in vollem Maaße ein. Der 
fanatische Zorn der Versammlung brauste hoch auf, so daß 
Reedtz, Hansen und Graf Carl Moltke sich beeilten, vor einem 
massiven Mißtrauensvotum ihre Plätze im Ministerium zu 
räumen. An ihre Stelle traten Eiderdänen reinstes Wassers, 
und die Leitung des auswärtigen Amtes erhielt Conferenz- 
rath Bluhme, einst Mitglied jenes ersten Casino-Ministeriums, 
welches 1848 den Angriff auf die Verbindung Schleswigs 
mit Holstein eröffnet hatte. Der Reichstag hallte wieder von 
dem Rufe, daß Dänemark lieber mit Ehren zu Grunde gehen, 
als sich die Siegesfrüchte von Fridericia und Idstedt ver- 
kümmern lassen werde. 
Indessen war der neue Lenker der auswärtigen Politik 
weder ein grimmiger Chauvinist, noch ein demokratischer 
Principienreiter, sondern ein durch und durch kühler Praktikus. 
Zunächst ließ er an die beiden deutschen Gesandten durch 
dritte Hand die Andeutung gelangen, man werde ihn ebenso 
conservativ und entgegenkommend finden, wie seinen Vor- 
gänger, ja gerade, weil er als alter Eiderdäne innerhalb der 
Partei volles Vertrauen genieße, werde er bei ihr größere 
Concessionen durchsetzen können als Herr von Reedtz. Zugleich 
aber ließ er es sich angelegen sein, die Stimmung der drei nicht- 
deutschen Großmächte zu erkunden, und was er hier erfuhr, 
nahm ihm jeden Zweifel über seinen Weg. Frankreich redete 
in warmen Tönen von seiner Sympathie für Dänemark,
	        
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