Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Der dänische Minister Bluhme. 61 
würde sich jedoch schwerlich bei der Behandlung der Sache 
von England trennen. England aber rieth unbedingt zur 
Erfüllung der durchaus billigen deutschen Forderungen. Ent- 
scheidend wurde schließlich die Haltung Rußlands. Kaiser 
Nikolaus zürnte über den dänischen Ministerwechsel, wollte 
freilich von dem durch Felonie befleckten Augustenburger nichts 
wissen, wies aber hinsichtlich der Verfassungsfragen seinen 
Vertreter in Kopenhagen einfach an, alle darauf gerichteten 
Schritte seiner deutschen Collegen nachdrücklich zu unterstützen. 
So einer jeden Hoffnung auf fremde Hülfe beraubt, beschloß 
Bluhme, sich in das Unvermeidliche zu fügen, und ein für 
Osterreich annehmbares Programm zuerst bei seinen Collegen, 
dann beim Könige durchzusetzen, daraufhin mit den beiden 
Mächten abzuschließen und den Reichstag mit der vollendeten 
Thatsache zu überraschen. 
Es war das keine leichte Aufgabe bei der eiderdänischen 
Gesinnung der übrigen Minister, bei der traurigen Beschaffen- 
heit der königlichen Person und bei den sachlichen Schwierig-= 
keiten der weitschichtigen, vielfach verzweigten Frage. Es 
würde uns hier zu weit führen, allen Windungen und Wen- 
dungen des klugen Staatsmannes nachzugehen. Im November, 
nachdem jene russischen Ermahnungen gekommen, gewann er 
den Finanzminister Sponneck, denn, schrieb der österreichische 
Gesandte, dieser kleine Mann geht stets mit der Macht, und 
Beide beschlossen, als am 13. November die Mehrheit des 
Ministerraths Bluhme's Anträge verwarf, bei dem Könige 
die Bildung eines neuen Cabinets zu erwirken, ein Begehren, 
welches von den Gesandten Rußlands, Osterreichs und Preußens 
schon mehrmals angeregt und als nothwendige Bürgschaft 
für die Ausführung des neuen Systems bezeichnet war. In-
	        
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