Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Neue Schwierigkeiten. 75 
nach endloser Verschleppung zu erlangen wäre, auch nach 
allem bisherigen Brauche der Bund virtualiter durch Oster- 
reich und Preußen vertreten sei, schloß die Königin: also 
werde ich, da Osterreichs Zustimmung sicher ist, die meinige 
ertheilen, sobald Preußen die seine gegeben hat, aber nicht 
früher. 
Diese Erörterungen hatten sich in den März hinein fort- 
gesetzt, und waren dem Könige von Preußen schwerlich un- 
bekannt geblieben, der trotz Pernice ebensowenig wie die 
Königin Victoria von der Nichtigkeit der Augustenburger 
Ansprüche völlig überzeugt war. Wie dem auch sei, als der 
dänische ProtokollEntwurf vom 29. März in Berlin ankam, 
erklärte der König auf der Stelle, er sei mit der Sache längst 
einverstanden, müsse aber fordern, daß der deutsche Bund als 
solcher auf der Conferenz vertreten sei und seine Einwilligung 
gebe; es liege ja vor Allem im dänischen Interesse, vor jeder 
künftigen Bestreitung auch auf dieser Seite gesichert zu sein. 
Zunächst ging gleich am 4. April eine Weisung an Bismarck 
ab, sich über die Aussichten, die ein solcher Antrag in der 
Bundesversammlung hätte, zu äußern. Schon am 6. gab 
der Gesandte die Antwort in einem Privatschreiben an Man- 
teuffel, dem am 17. nach weitern Erkundigungen ein in der 
Sache gleichlautender amtlicher Bericht folgte. Die Summe 
war, daß an eine Annahme des Londoner Protokolls, selbst bei 
kräftigem Zusammenwirken Osterreichs und Preußens, nicht zu 
denken wäre. Der wesentliche Grund sei die Scheu der 
kleinen Höfe vor der öffentlichen Meinung und ihren Kam- 
mern. Je mehr jede von ihnen im Innern des eigenen 
Staats sich zu reactionären Maaßregeln veranlaßt sähe, 
desto eifriger seien sie bemüht, bei allgemeinen Maaßregeln
	        
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