Londoner Protokoll vom 8. Mai 1852. 79
burg. Die übrigen Mächte gaben ihre Zustimmung; wie wir
wissen, war es nicht viel, was das Protokoll versprach, aber
es erfreute doch des Königs Herz, und würde ihm jedesfalls
den Entschluß erschwert haben, durch fernere Ablehnung des
dänischen Protokolls den Abschluß des Neuenburger zu
gefährden.
Indessen wurde ihm diese Prüfung erspart. Er hatte,
wie wir sahen, Osterreich zu gemeinsamen Schritten am Bunde
aufgefordert, empfing aber am 29. April die Nachricht, daß
Osterreich den Bundestag sehr gerne mit der Sache befaßt
hätte, unter den gegenwärtigen Umständen aber die Maaß-
regel für schädlich halten müsse. Hiemit war jede Hoffnung
auf einen Erfolg in Frankfurt ausgeschlossen, und es erging
an Bunsen telegraphisch die Erlaubniß zur Betheiligung am
Protokolle, zugleich aber noch der Auftrag, vertraulich seine
Collegen über die Zuziehung des deutschen Bundes zu sondiren
— was, wie sich versteht, vollkommen ergebnißlos blieb. Am
5. Mai wurde darauf die Neuenburger Urkunde von den fünf
Großmächten unterzeichnet, und am 8. Mai folgte, nachdem
auch Königin Victoria zugestimmt hatte, die Vollziehung des
dänischen Protokolls. Was die Ratificationen betraf, so nahm
Manteuffel an, daß sämmtliche Contrahenten sich gegenseitig
verpflichtet hätten, und schickte deshalb an Bunsen sechs
Exemplare der Ausfertigung. Mittlerer Weile hatte aber
Herr von Brunnow mit großer Entschiedenheit den Satz auf-
gestellt, es sei nicht ein Vertrag von sieben Höfen unter
einander, sondern ein solcher von sechs Mächten einer= und
Dänemark andrerseits geschlossen worden; die übrigen Cabinette
pflichteten dieser Auffassung bei, und so wurden die Ratifi-
cationen von jeder der sechs Mächte allein mit Dänemark aus-