1865 Huldigungsadresse für Augustenburg. 93
zeichner fand, bedeckte sich die Augustenburger Adresse rasch
mit nahezu an 50000 Unterschriften, wovon etwa vier Fünftel
aus Holstein kamen. Allerdings hatte man in Kiel auf noch
größere Massen gehofft, da fast sämmtliche Beamte, Geist-
liche und Lehrer mit den Vereinen in kräftigstem Eifer zu—
sammengewirkt, die Adresse aller Orten von Haus zu Haus
getragen, und schließlich doch nur ungefähr ein Drittel der
erwachsenen Männer gewonnen hatten. Immerhin aber nahm
es sich stolz genug aus, wenn alle Zeitungen jubelnd meldeten,
daß 50000 schleswig-holsteinische Männer ihrem geliebten
Herzog auf's Neue den begeisterten und opferfreudigen Treu-
schwur wiederholt hätten. Überhaupt arbeitete jetzt die Presse
ohne irgend einen Rückhalt. Tag für Tag redeten die Blätter
von Sr. Hoheit Herzog Friedrich VIII., von Holsteins Liebe
für den rechtmäßigen Landesherrn, von den verbrecherischen
Anmaßungen des preußischen Willkürregiments, von Bismarck's
freiheitsfeindlichen Umtrieben, von der Erstickung jedes freien
Gedankens in ganz Preußen. Mit Andeutungen, daß König
Wilhelm trotz seines Ministers den Herzog Friedrich begünstige,
wechselten grobe Schmähungen gegen die Person des Königs
selbst. Bei solchen Vorgängen regte Bismarck in Wien den
Gedanken an, der Agitation der Vereine feste Schranken zu
setzen, erfuhr aber eine ebenso höfliche wie bestimmte Ableh-
nung, welche dann auch sehr bald von Wien aus den Weg
in die Offentlichkeit fand und die volksthümliche Gesinnung
des Wiener Cabinets neben der reactionären preußischen in
erfreuliches Licht setzte. Ebenso erging es Zedlitz, als er den
österreichischen Collegen zu strafrechtlicher Verfolgung jener
Zeitungsartikel einlud. Halbhuber weigerte sich unbedingt:
in Osterreich herrsche Preßfreiheit, er könne sie hier nicht