1863 Französische Politik gegen Italien. 5
detti und Lavalette von ihren Gesandtschaftsposten in Turin
und Rom entfernt, sowie der italienischen Regierung in
drohendem Tone die Unverletzlichkeit der päpstlichen Herr-
schaft und den Abbruch der bisherigen Unterhandlung darüber
erklärt.
In dieser Lage blieben die Dinge während des Jahres
1863. Napoleon sprach mit dem italienischen Gesandten,
Ritter Nigra, stets im freundlichsten Tone, äußerte aber
sonst wohl seine Verwunderung, daß Osterreich so starr auf
dem unhaltbaren Besitz von Venetien, und Italien ebenso
thöricht auf dem nicht minder unfruchtbaren Besitz von Neapel
beharre. Noch unumwundener erklärte Drouyn de Lhuys,
die einzig angemessene Gestaltung Italiens sei eine Drei-
theilung, ein Königreich im Norden, ein anderes im Süden,
deren Eifersucht den dazwischen liegenden Kirchenstaat decken
würde; er sprach den Gesandten Rußlands und Preußens
offen sein Bedauern aus, daß die Anerkennung Italiens
durch die beiden Mächte im Jahre 1862 den Kaiser ver-
hindert habe, auf ein so heilsames System hinzuwirken. So
war die Annäherung, welche damals in Folge des polnischen
Aufstandes zwischen Frankreich und Osterreich sich anbahnte,
für Italien doppelt bedenklich; immerhin lag einige Monate
lang die Möglichkeit eines großen Kriegs der beiden Kaiser
gegen Rußland vor, bei welchem dann vielleicht Napoleon
Anlaß genommen hätte, das Wiener Cabinet zur Abtretung
Venetiens gegen Annexion der Donaufürstenthümer zu be-
stimmen. Für alle Fälle hielt Italien sein Heer in Kriegs-
bereitschaft, so schwer es auch damit seine Finanzen belastete.
Zugleich aber entschloß sich Visconti-Venosta, Minister des
Auswärtigen im damaligen Cabinet Minghetti, unter Auf-