122 Esterreich und der Bundestag. 1865
gebniß als einen Rückzug betrachten, und die in diesem Zu-
stand unausbleiblichen Reibungen schließlich doch zur Annexion
fühen. Der zweite Weg würde uns den Besitz der, Herzog—
hümer durch eine Entschädigung Osterreichs und eine Geld-
abfindung der Prätendenten verschaffen. Da jedoch Osterreich
territoriale Entschädigung begehrt, Se. Moajestät aber keine
Gebictsabtretung will, so ist dieser Gedanke nicht weiter zu
verfolgen. Endlich der dritte Weg heißt formelle Forderung
der Annexion. Hier wäre die wahrscheinliche Folge der Aus-
bruch des Kriegs mit Osterreich. Die europäische Lage er-
scheint im Augenblicke dafür günstig, da sowohl Rußlands
als Frankreichs Neutralität zu hoffen ist, ja das russische
Cabinet Andeutungen gemacht hat, daß es die Rechte Olden-
burg's vertreten würde, wenn ÖOsterreich die Ansprüche
Augustenburg's zur Geltung brächte. Ein Krieg mit OÖster-
reich wird früher oder später doch nicht zu vermeiden sein,
nachdem die Politik der Niederhaltung Preußens von der
Wiener Regierung wieder ausgenommen worden ist. Allein
den Rath zu einem großen Kriege gegen Osterreich können
wir Sr. Majestät nicht ertheilen; der Entschluß dazu kann
nur aus der freien königlichen Überzeugung selbst hervorgehen.
Würde ein solcher gefaßt, so würde das gesammte preußische
Volk ihm freudig folgen.
So vorsichtig die Erwägungen dieses Votums gehalten
waren, so blieb doch die kriegerische Tendenz desselben un-
verkennbar. Um so dringender legte darauf in nicht minder
vorsichtigen Wendungen der Finanzminister Bodelschwingh
seinen Wunsch auf friedlichen Ausgleich dar. Der Kriegs-
minister von Roon, nicht so kriegsscheu wie Bodelschwingh,
aber einem Bruche mit Österreich politisch abgeneigt, bezeichnete