130 Preußisches Ultimatum. 1865
dringend empfohlen hatte. Ganz so wie Mensdorff, hielt
auch er die Allianz der beiden Mächte hoch, aber ebenso wie
jener, wollte er sie nur auf die eigenen Bedingungen, nicht
auf die des Genossen. Bei der stolzen Selbstgefälligkeit,
womit man in Wien einen kriegerischen Entschluß Preußens
für unmöglich hielt, sah Bismarck den Zusammenstoß nahe
und näher rücken, und hätte es, so weit gedrängt, aus
hundert Gründen vorgezogen, das Unausweichliche in mög-
lichst rascher Entwicklung abzuthun. Wenn wirklich nicht
auszuweichen wäre, würde auch der König derselben Gesin-
nung sein; diesem war aber zur Zeit die Frage, ob in der That
eine solche Unmöglichkeit vorläge, noch nicht entschieden.
So ging denn zunächst der Depeschenwechsel über den
beabsichtigten Landtag der Herzogthümer weiter. Am 24. Mai
hatte Bismarck auf die österreichische Eröffnung vom 11. ge-
antwortet, das Zugeständniß hinsichtlich der Befugniß des
preußischen Commissars zu Einzelverhandlungen mit den
Ständen dankbar angenommen, jedoch keinen Grund ge-
funden, die Zurücknahme des ersten Wiener Vorschlags,
einer vorausgehenden Berathung der Provinzialstände von
1854, zu billigen. Er meinte, die früher von Mensdorff
mit Recht betonte Gesetzlichkeit des Verfahrens wiege schwerer,
als der Verlust einiger, für die Vorbereitung der Wahlen
nöthiger Wochen. Um so bestimmter aber hatte er den An-
trag auf Ausweisung des Prätendenten wiederholt. Wenn
Mensdorff behaupte, sagte er, daß seit December 1863 die
Verhältnisse sich wesentlich geändert hätten, so sei das voll-
kommen richtig, nur sei die Anderung der Art, daß die
Gründe für die Ausweisung noch viel dringender und zwin-
gender geworden seien. Damals sei Prinz Friedrich der