1865 Einige Annäherung zwischen Wien und Berlin. 135
nisse, könnte Osterreich die Entscheidung einer Vereinbarung
zwischen Preußen und dem künftigen Souverän überlassen.
Es muß folglich die Lösung der Souveränitätsfrage allem
Andern vorhergehen.
Hiemit hatte also das Wiener Cabinet seinen frühern
Widerspruch gegen Bismarck's Vorschlag, Preußen sich allein
mit dem künftigen Souverän verständigen zu lassen, großes
Theils ausgegeben. Auch erkannte Bismarck dies am 3. Juli
bereitwillig an, und erwiderte es durch eine nicht minder
erhebliche Einräumung preußischer Seits. „Nun wohl, sagte
er, wir erklären uns bereit, die militärische Organisation des
holsteinischen Contingents zur Erörterung beim Bunde zu
stellen, in der Hoffnung, daß auch hier das sachliche Bedürf-
niß einleuchtend sein wird. Wir sind auch geneigt, fuhr er
fort, zur Einsetzung des Souveräns zu schreiten, wenn Oster=
reich dazu mit uns den Großherzog von Oldenburg annimmt.
Im letzten Winter erklärte das kaiserliche Cabinet wiederholt,
die Wahl zwischen beiden Candidaten sei ihm völlig gleichgültig;
erst neuerlich bevorzugt es Augustenburg mit voller Ent-
schiedenheit. Diesen aber können wir nach seinem fortgesetzten
feindseligen Verhalten uns nicht aufzwingen lassen.“
Somit waren, was die künftigen Einrichtungen in den
Herzogthümern betraf, die beiden Mächte sich näher gerückt
als in irgend einem frühern Augenblicke. Osterreich wollte
die preußischen Forderungen zwar nicht selbst genehmigen,
aber ihrer Erfüllung durch den Bund und den künftigen
Landesherrn sich nicht mehr widersetzen; und Preußen willigte
ein, die bisher stets zurückgewiesene Mitwirkung des Bundes-
tags selbst in Anspruch zu nehmen. Leider aber blieb noch
ungelöst zurück die Alles beherrschende Personalfrage, da