148 Preußisches Ultimatum. 1865
einrücken, 46000 Mann in Westdeutschland operiren, und
200000 Mann Ersatz= und Besatzungstruppen die Festungen
besetzt halten könnten. Was die Artillerie betraf, so erklärten
er und Hindersin übereinstimmend, daß der befohlene Umtausch
der Haubitzen gegen Vierpfünder noch nicht vollständig durch-
geführt sei, die Gießercien aber Tag und Nacht arbeiteten,
und im Nothfall die Armce auch mit Haubitzen in das Feld
rücken könne. Ich lege also, schrieb Roon, Ihrer Politik
keine Fesseln an, Sie wissen, daß ich einen Krieg mit Oster-
reich nicht liebe, aber ich weiß, daß er unter Umständen eine
politische Nothwendigkeit sein kann, und man ihn dann auf
alle Chancen hin unternehmen muß. Nicht minder gute
Nachrichten gab Itzenplitz am 13. über die Aussichten der
finanziellen Operation.
So auf alle Fälle vorbereitet, erwartete man mit wach-
sender Ungeduld die Antwort Franz Joseph's auf das könig-
liche Schreiben. Ein über das andere Mal telegraphirte
Bismarck an Werther, wann dieselbe zu erwarten sei. Er
sprach in diesen Tagen den in Karlsbad verweilenden fran-
zösischen Botschafter in Wien, Herzog von Gramont, und
bat ihn, nach seiner Rückkehr den Grafen Mensdorff von
dem Ernste der beiden Sätze zu überzeugen, daß Preußen
gute Freundschaft mit Osterreich von Grund des Herzens
wünsche, daß es aber ganz sicher zum Schwerte greifen müsse,
wenn Osterreich seine Politik in Schleswig-Holstein nicht
ändere.). Eine umfassende Mittheilung an Werther für den
1) Durch die Zeitungen ging damals eine Erzählung, Bismarck
habe dem Herzog gesagt, er wünsche den Krieg, Preußen werde Oster=
reich ohne Mühe schlagen und die Suprematie in Deutschland erringen.
Ohne eine Anregung von preußischer Seite ließ Gramont sogleich in