Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1865 Ungenügende Antwort aus Wien. 151 
sei, Osterreich von dem Ernste der preußischen Entschließung 
zu überzeugen. Die Anwesenheit des Königs in Karlsbad 
näherte sich dem Ende; er gedachte jetzt zur üblichen Nachcur 
nach Gastein zu gehen, und auf dem Wege dorthin, in 
Regensburg, zur Feststellung des entscheidenden Beschlusses 
einen Ministerrath zu halten, zu welchem auch Werther aus 
Wien und Goltz aus Paris berufen werden sollten. Eine 
eben eintreffende Antwort Mensdorff's auf die Eröffnungen 
vom 11. Juli war nicht dazu gemacht, die Krisis hinaus- 
zuschieben. Sie bewegte sich in allgemeinen Wendungen: bei 
dem hoffnungsreichen Stande der Verhandlung über die Zu- 
kunft der Herzogthümer werde Preußen doch nicht durch ein- 
seitiges Thun die Verantwortung schwer bedenklicher Folgen 
auf sich laden; das Wiener Cabinet wolle ebensowenig wie 
das Berliner gesetzwidrige Zustände in den Herzogthümern; 
man werde untersuchen, ob die Landesregierung Fehler begangen 
habe, die eine Beschränkung ihrer Competenz nöthig machten; 
Halbhuber solle über das Benehmen der Presse und der 
Vereine gehört werden; jedoch seien Meinungsäußerungen 
über das Recht Augustenburg's nicht strafbar, da ja die Frage 
der Souveränität in den Herzogthümern eine offene sei. Mit 
solchen Sätzen rückte die Streitfrage natürlich keinen Schritt 
ihrer Lösung näher. 
Für die Erwägungen des Ministerraths, welcher gemäß 
dem königlichen Befehle am 21. Juli in Regensburg Statt 
fand, war dadurch die Richtung bestimmt vorgezeichnet. Zu- 
nächst wurde die Absendung eines Ultimatums nach Wien 
beschlossen; würde auch dieses ablehnend oder ausweichend 
beantwortet, so würde Preußen selbständig mit militärischer 
Gewalt in Holstein vorgehen. Für den Eintritt dieser Even-
	        
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