Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

152 Preußisches Ultimatum. 1865 
tualität wurde eine genaue Weisung an General Herwarth 
im Voraus festgestellt. Schon jetzt sollte er, um dem Wiener 
Cabinet den vollen Ernst des Ultimatums anschaulich zu machen, 
mit Verhaftung und Ausweisung gegen cinige preußische Unter- 
thanen einschreiten, welche damals in Schleswig-Holstein sich 
an der Augustenburger Agitation hervorragend betheiligten. 
Sodann würde er Alles vorbereiten, um auf eine weitere 
königliche Ordre den Erbprinzen von Augustenburg zu ver- 
haften, an Bord der im Kieler Hafen stationirten preußischen 
Corvette Vineta bringen und durch diese nach Pillau in Ost- 
preußen überführen zu lassen. Sobald an Herwarth diese 
Ordre abginge, würde der erste Act der Mobilmachung, der 
Ankauf der erforderlichen Pferde, angeordnet werden. Nach 
den Berichten von Itzenplitz und Bodelschwingh waren die 
Geldmittel für den Kricg zu erwarten; wenn, wie man hoffen 
durfte, die Verhandlung über die Cöln-Mindener Eisenbahn 
zu dem gewünschten Ergebniß führte, würden die verfügbaren 
Beträge auf 60 Millionen Thaler steigen, also die Kosten 
der vollständigen Mobilmachung und eines einjährigen Feld- 
zugs ohne Steuererhöhung, ohne neue Anleihe oder Papier= 
geld-Emission zu decken sein. 
Was die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten betraf, 
so hatte Bismarck kurze Zeit vor seiner Abreise von Berlin 
durch den Grafen Benedetti die positive Erklärung empfangen, 
daß bei einem Bruche mit Osterreich Frankreichs wohlwollende 
Neutralität für Preußen ohne irgend eine Compensation 
gesichert sei. Gleich nachher hatte dann Benedetti ein 
Telegramm aus Paris vorgelegt, worin die Bereitwilligkeit 
Napoleon's ausgesprochen war, mit Preußen ein Bündniß 
zu schließen und dessen Vorschläge darüber entgegen zu nehmen.
	        
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