1865 Preußischer Ministerrath in Regensburg. Ultimatum. 153
Hienach erhielt jetzt Graf Goltz die Instruction, falls keine
Verständigung mit Osterreich eintrete, den Abschluß eines
Neutralitäts-Vertrags mit Frankreich, und nach Umständen
die Feststellung weiterer gegenseitiger Verpflichtungen vor-
zubereiten; er würde ferner die Geneigtheit Napoleon's zu
einer etwaigen persönlichen Annäherung zu vermitteln suchen.
An Graf Usedom in Florenz war bercits der Befehl ergangen,
den ihm kurz vorher bewilligten Urlaub zur Zeit nicht an-
zutreten; er sollte nunmehr amtlich dem italienischen Mini-
sterium die Frage stellen, wie sich dasselbe bei einem Kriege
zwischen Preußen und Osterreich zu verhalten gedenke.
Das an OÖsterreich zu richtende Ultimatum erhielt dann
folgenden Inhalt:
Ablehnung jeder Verhandlung über die Zukunft der
Herzogthümer, bis dort die Autorität hergestellt, und jede
Agitation beseitigt ist. Wenn dies geschehen, so ist Preußen
über Oldenburg's Einsetzung zu unterhandeln bereit. Die
Augustenburger Candidatur ist für uns vollständig aus-
geschlossen, so lange der Erbprinz in seiner usurpatorischen
Stellung beharrt. Würde Osterreich die Herstellung der
Ordnung in den Herzogthümern ablehnen, so würde Preußen
sich im Stande der Nothwehr befinden, und einseitig durch
General Herwarth das Erforderliche vorkehren. Weitere Ent-
schlüsse, ob Herwarth diesen Auftrag erhält, hängen von dem
beabsichtigten Besuche des Kaisers Franz Joseph in Gastein
und dem Ergebniß der Zusammenkunft der beiden Monarchen ab.
Zugleich würde Werther dem Grafen Mensdorff vor-
läufige Kenntniß von der Absicht der Regierung geben, gegen
jene preußische Unterthanen in Schleswig-Holstein polizciliche
Maaßregeln zu ergreifen.