154 Preußisches Ultimatum. 1865
So war Jegliches nach jeder Seite auf das Genaueste
vorgesehen. Man wünschte lebhaft, daß der Krieg nicht
nöthig werden möchte, war aber, wenn nöthig, auch zum
Kriege völlig entschlossen und bereit.
Der König mit Bismarck und General Manteuffel reiste
darauf weiter nach Gastein, hatte aber unterwegs am 23. Juli
in Salzburg noch eine politische Unterredung mit dem baye-
rischen Ministerpräsidenten, über welche hier kurz zu be-
richten ist.
Scit dem Bundesbeschlusse vom 6. April wartete Frei-
herr von der Pfordten in großer Unruhe und vielfach wech-
selnden Affecten auf den Verlauf der österreichisch-preußischen
Unterhandlung. Er stand mit Beust in steter vertraulicher
Correspondenz, zeigte sich aber fortdauernd geneigter als dieser,
Preußens sonstigen Wünschen, wenn nur das Bundesrecht
gewahrt bleibe, entgegenzukommen. Mit Freude, sahen wir,
begrüßte er die Mittheilung von Preußens Antrag auf Be-
rufung eines schleswig-holsteinischen Landtags; Beust und
ich, sagte er dem preußischen Gesandten, hätten die Sache
sonst beim Bundestage in Anregung gebracht, natürlich kann
jetzt davon keine Rede mehr sein. Bald aber schien auch
diese Erörterung zwischen Wien und Berlin wieder einzu-
schlafen; Pfordten vernahm statt dessen Preußens Begehren
der Ausweisung Augustenburg's, und wurde dadurch in
zornige Aufregung versetzt, zumal jetzt auch die bayerischen
Kammern wieder einmal Resolutionen auf Anerkennung Herzog
Friedrich's VIII. faßten. Zuerst vertraulich dem Prinzen
Reuß, dann öffentlich den Kammern, gab er die Erklärung
ab, daß, wenn das Bundesrecht in Schleswig-Holstein nicht
geachtet würde, Bayern keinen Grund mehr sehe, ferner noch