1865 Pfordten's Zusammenkunft mit König Wilhelm u. Bismarck. 155
Mitglied des deutschen Bundes zu bleiben. In wahren Jubel
setzte darauf seine Stimmung um, als Bismarck ihm ver-
trauliche Kunde von Preußens Bereitwilligkeit, die Frage der
schleswig-holsteinischen Militärhoheit der Berathung des
Bundestags zu unterbreiten, zukommen ließ. Damit, rief er,
sei die wesentliche Schwierigkeit beseitigt; jetzt werde Preußen
sehen, daß es keinen bessern Freund als Bayern habe, daß
niemand eine lautere Stimme als er für Preußens be-
rechtigte Forderungen erheben werde. Am 10. Juli meldete
Prinz Reuß, daß Pfordten den preußischen Minister dringend
ersuche, ihm Ort und Zeit zu einer persönlichen Zusammen-
kunft zu bestimmen; er reise eben zu einem Gespräche mit
Beust, stehe aber vom 17. ab zu Bismarck's Verfügung.
Dieser antwortete höchst verbindlich und bezeichnete den
23. Juli und Salzburg, da ich nicht weiß, bemerkte er, was
nach Gastein aus mir wird. Pfordten fand dann den sächsi-
schen Minister steifer als jemals in seiner preußenfeindlichen
Gesinnung, und verabredete mit ihm einen neuen Antrag am
Bunde, betreffend die Berufung der Stände in den Herzog-
thümern, die Aufnahme Schleswigs in den Bund, und die
Übernahme der Executions= und der dänischen Kriegskosten
durch die Gesammtheit des Bundes. In Salzburg beeilte
er sich, Bismarck denselben mitzutheilen, und hatte die Freude,
wenn auch einige Bedenken, so doch keinen Widerspruch da-
gegen zu erfahren. Denn in der That, die beiden ersten
Punkte des Antrags waren für Preußen in der damaligen
Sachlage harmlos, und der dritte, die Ubernahme der Kriegs-
kosten durch den Bund, machte das Ganze der durchlauchtigen
Frankfurter Versammlung schlechthin ungenießbar. Als dann
Bismarck seinerseits dem bayerischen Collegen die gesammte