156 Preußisches Ultimatum. 1865
Lage der Dinge in den Herzogthümern entwickelt und mit
großem Nachdruck auf den hohen Unwillen des Königs gegen
das usurpatorische Benehmen Augustenburg's hingewiesen
hatte, räumte Pfordten rückhaltlos ein, daß es allerdings für
Preußen jetzt unmöglich geworden sei, den Erbprinzen ohne
Weiteres als Herzog anzuerkennen; indessen, meinte er, wenn
dies mit dem recalcitranten Augustenburg so stehe, so könnte
viclleicht doch die Anerkennung eines unterwürfig gewordenen
Augustenburg wieder möglich werden. Er erbot sich, in
diesem Sinne mit Nachdruck auf den Prinzen einzuwirken,
und Bismarck war weit entfernt davon, einem solchen ver-
mittelnden Bestreben preußischer Seits jede Aussicht abzu-
sprechen. Was die preußischen Februar-Forderungen, und ins-
besondere die Frage der Militärhoheit, betraf, so kam es zu
keiner bestimmten Abrede; man begnügte sich mit dem Aus-
drucke des beiderseitigen versöhnlichen Willens, und Bismarck
deutete einmal an, daß Preußen sich vielleicht mit ciner auf
bestimmte Zeit bemessenen Militärconvention begnügen könne.
Um so kräftiger aber erklärte er dem bayerischen Staatsmann,
daß der hoffentlich auf Schlesien und Böhmen zu localisirende
Krieg unvermeidlich sei, wenn Osterreich dem Regensburger
Ultimatum nicht entspreche, und Pfordten hatte kein Bedenken,
den Inhalt des letztern berechtigt zu finden, weil in der
That Preußens Ehre bei den jetzigen Beschwerden engagirt sei#).
Er hatte nach diesem Gespräche noch eine Audienz bei
dem Könige, wobei dieselben Dinge in gleichem Sinne be-
1) Auch dieses Gespräch veranlaßte bald nachher die Zeitungen
zu sehr detaillirter Erzählung von Bismarck's Außerungen über den
eventuellen Kriegsfall, und seine Hoffnung auf Neutralität der Mittel-
staaten. Pfordten beeilte sich, durch die Bayerische Zeitung die Falsch-
heit dieser Berichte nach Form und Inhalt erklären zu lassen.