166 Esterreichische Ministerkrisis. 1865
Art vorzuschlagen, daß das Wiener Cabinet etwa Holstein,
und das Berliner Schleswig annectire. Ein solcher Vorschlag
lag allerdings weit außerhalb der bisher von Biegeleben vor—
gezeichneten Linie, Graf Esterhazy aber fand, da Österreich
gegen die preußische Annexion an sich nichts einzuwenden
habe, und nur zur Erlangung eines passenden Äquivalents
ihr widerspreche, so sei bis dahin das Provisorium in den
Herzogthümern fortzufristen, und zu diesem Zweck die geo—
graphische Theilung, wenn nicht des Landes, so doch der
einstweiligen Verwaltung desselben, ein sehr guter Gedanke.
Da der Kaiser diese Erörterung vorläufig billigte, so erhielt
Graf Blome den Auftrag, sich nach Gastein zu begeben, dort
zunächst nach Kräften für die Einsetzung Augustenburg's zu
wirken, wenn dies aber erfolglos bliebe, über das etwaige
Theilungsprogramm die Stimmung des preußischen Cabinets
zu sondiren!). Am 26. Juli reiste Blome zu diesem Behufe
von Wien ab.
Allerdings wurden Mensdorff's Hoffnungen auf ein
friedliches Ergebniß sogleich durch die Nachrichten aus den
Herzogthümern sehr stark abgeschwächt. Wie es ihm Werther
angekündigt hatte, ließ General Herwarth am 25. Juli den
Redacteur May in Altona durch eine Militärpatrouille ver-
haften und nach Prcußen zu gerichtlicher Verfolgung abführen,
und am 26. kündigte Zedlitz dem preußischen Abgeordneten
Frcese die polizeiliche Ausweisung aus den Herzogthümern an.
In Holstein erhob sich über diese Vorgänge ein gewaltiger
Lärm, und Halbhuber veröffentlichte sofort eine heftige Ver-
wahrung gegen beide Maaßregeln. Mensdorff sagte mit halbem
1) Nach Werther's Berichten, und einer etwas späteren Mittheilung
des Civilcommissars Hofmann an General Manteufscl.