1865 Erfolglose Gespräche. 169
keine Sympathie daselbst für Preußen aufkommen zu lassen,
die zur Annexion hätte führen können, ist Preußen bei den
Einwohnern durch Halbhuber's Verfahren und durch Be—
günstigung des als „angestammt“ Gestempelten verächtlich
und verhaßt gemacht worden. Dies hat einen solchen Grad
erreicht, daß ich es nicht mehr ruhig ansehen kann und mir
auf Grund des Wiener Friedens einseitig Recht verschaffen
muß, wenn Osterreich nicht an meiner Seite zugleich vorgeht.
Dazu gehört die Entfernung des Erbprinzen aus den Herzog-
thümern, Zusammenwirken der beiden Civilcommissare, Wieder-
herstellung der Landesgesetze über Presse, Vereine, politische
Polizei. Erst wenn dies geschehen, kann von der Zukunft
der Herzogthümer bei mir die Rede sein."“
In seiner Antwort auf diese königlichen Außerungen
betheuerte Blome vor Allem, daß bei dem Wiener Cabinet
nicht entfernt eine Tendenz im Sinne des siebenjährigen Kriegs
vorhanden sei. Er erläuterte Halbhuber's Benehmen: es sei
nach Osterreichs Ansicht nur das Widerspiel der von Zedlitz
geleiteten preußischen Ubergriffe gewesen, welche eine Annexion
vorbereiten sollten, und von Osterreich nicht zugclassen werden
könnten; er deutete an, daß nach dem offenen Zerwürfniß
zwischen den Commissaren vielleicht die Ablösung beider Herren
durch friedfertigere Personen die Lage bessern möchte. Indessen,
schloß er, die Einsetzung des Erbprinzen würde allen diesen
Verdrießlichkeiten mit einem Schlage ein Ende machen.
Der König erwiderte, es müsse zuerst und vor Allem
die Ordnung in den Herzogthümern hergestellt sein, ehe von
einem Prätendenten die Rede sein könne: und sodann müsse
dieser die Februar-Bedingungen ohne Einschränkung annehmen,
und zwar vor seiner Einsetzung.